Kirchliche Trauung als Event?

Max und Peer
@Getty Images/iStockphoto/DigtialStorm

Für unser Religionsprojekt:
Was halten Sie von der kirchlichen Trauung als Event? Sehen Sie dies als Problem und wenn ja warum ? Wie stark nehmen Sie diesen "Trend" war ?

Lieber Max, lieber Peer,

 

gern helfe ich Euch bei Eurem Religionsprojekt. Ich habe schon einige Trauungen gemacht, und meine Erfahrungen waren sehr unterschiedlich dabei. Insgesamt kann man durchaus erkennen, dass Hochzeiten zunehmend aufwändig werden. Das hat viele Gründe. Zum einen gibt es einen großen Drang zur Individualisierung. Die eigene Hochzeit soll möglichst einzigartig sein. Das war vor 30 oder 40 Jahren durchaus noch anders. Es gab mehr Konventionen, an die man sich hielt. Der Ablauf war von vornherein klarer. Das begann bereits bei der Antragsstellung: Die Konvention gab vor, dass der Mann der Frau einen Heiratsantrag machte, und ebenso die Eltern um die Hand ihrer Tochter bat. Versteht mich nicht falsch! Das gibt es heute auch noch, aber es muss eben nicht mehr unbedingt sein.

Am Abend vor der Hochzeit gab es einen Polterabend. Junggesell*innenabschiede waren unbekannt. In der Regel heiratete man kirchlich, und die Feier anschließend verlief in der Regel auch nach klaren Mustern. Es wurde viel getrunken, es wurde getanzt, ein paar Reden wurden gehalten, eventuell wurden Baumstämme zersägt, Bräute entführt, oder was man sich sonst noch so einfallen ließ.

 

Wie in vielen Bereichen unserer Gesellschaft hat man auch bei der Hochzeit das kommerzielle Potenzial von Hochzeiten entdeckt und darum den Wunsch gefördert, diesen "schönsten Tag des Lebens", an dem es "nicht auf den Cent ankommt", einmalig und besonders zu feiern. Wenn Ihr Euch auf Hochzeitsmessen umschaut, werdet Ihr feststellen können, wie viele und teilweise extrem teure Angebote es rund um das Thema Hochzeit gibt.

Da ist es nur verständlich, dass sich dieser Wunsch nach Glanz, Pomp und Individualität auch in den Wünschen der Paare für ihren Traugottesdienst auswirkt: Trauungen im Garten, auf Berggipfeln, am Strand oder im Schlossgarten sind längst keine Seltenheiten mehr, wenn es um die Wünsche der Brautpaare geht. Pfarrerinnen und Pfarrer sehen das mit gemischten Gefühlen. Einerseits ist es schön, wenn Menschen sich für ihre Ehe den Segen Gottes wünschen. Andererseits hat die Kirche dafür bestimmte Vorgaben und Regeln, die manchmal mit den Wünschen der Brautleute kollidieren.

Ein besonders häufiger Streitpunkt ist, wie der Einzug in die Kirche geschieht. Für die Kirche steht fest: Die beiden Brautleute ziehen als Paar in die Kirche ein, mit dem Pfarrer oder der Pfarrerin voran. Viele Brautpaare würden es lieber sehen, dass die Braut an der Hand des Vaters in die Kirche geht, während Pfarrer bzw. Pfarrerin und Bräutigam am Altar warten. Noch häufiger kommt es zum Streit bei der Frage, wie die "Dreharbeiten" während des Gottesdienstes gestaltet werden. Ich kann die Kolleginnen und Kollegen gut verstehen, wenn sie an dieser Stelle ungehalten werden. Es stört die Feierlichkeit und die Konzentration erheblich, wenn überall Handys und Kameras gezückt werden.

 

Die kirchliche Trauung ist und bleibt vor allem dies: Ein Gottesdienst. So lange das den Beteiligten klar ist, kann man viel machen. Es ist ja schließlich ein festlicher Gottesdienst, und was ein Fest ausmacht, nun ja, da haben sich die Vorstellungen ja durchaus verändert in den Jahrzehnten. Also gern besonders gute Solosänger, wenn auch noch mal alle gemeinsam etwas singen. Gern ein Profi, er eine Kamera bedient, solange er nicht während der Trauhandlung selbst rum läuft. Und was den Vater angeht, der die Braut in die Kirche führt: Da hab ich ein kleines Spiel für Euch, in dem man den Pastor überzeugen kann, dass das eine gute Idee ist. Ist allerdings nicht einfach. Link zu Überzeuge Valentin

 

Ich hoffe, aus meiner Antwort könnt Ihr etwas machen!

Liebe Grüße!

Frank Muchlinsky

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