Was ist der Sinn des Lebens?

Mary
Finger berührt Wasseroberfläche
© swissmediavision/iStockphoto/Getty Images

Guten Tag,
ich habe eine Frage, da ich seit langer Zeit am Denken bin, wieso ich lebe, was der Sinn ist, auf der Erde zu sein, wieso ich hier bin, wieso ich lebe. Ich habe extreme Angst vor dem Sterben bekommen, da ich nicht weiß, was nach dem Tod passiert. Ich suche Antworten. Bei meinen Fragen über Leben und Tod habe ich schon spirituelle Bücher gelesen. Ich sehe nicht, was der Sinn ist Schluss. Am Ende steh ich immer wieder vor der Bibel. Es muss etwas geben. Es ist Gott. Aber wieso bin ich hier, und was ist nach dem Tod? Es beschäftigt mich so, dass ich Angst habe vor dem Leben. Ich finde keine hilfreichen Bibelverse. Vielleicht können Sie mir etwas beantworten, auch mit Versen der Bibel.
Mit freundlichen Grüßen
Frau Mary, 23 Jahre alt

Liebe Frau Mary,

Ihre Fragen an das Leben und an den Tod teilen Sie mit unzählig vielen anderen Menschen. Wir werden geboren. Wachsen und lernen, und irgendwann wird uns bewusst, dass wir leben, und dass unser Leben einmal ein Ende habe wird. Diese Erkenntnis verunsichert uns, denn wir können uns nicht vorstellen, was es bedeutet, einmal nicht mehr zu existieren. Und so fangen wir an, auch unsere Existenz selbst infrage zu stellen: Was soll denn mein Leben, wenn es ohnehin einmal endet?

Wie gesagt: Jeder denkende Mensch wird sich irgendwann einmal diese Fragen stellen und versuchen, für sich eine Antwort zu finden, die Sinn ergibt. Diese Suche kann auch – wie in Ihrem Fall – dazu führen, dass man große Angst vor dem Sterben und dem Tod bekommt. Es gibt nun einmal keine Beweise, keine unzweifelhaften Berichte über das, was nach unserem Tod geschieht.

Genau darum haben Menschen immer schon miteinander darüber geredet und ihre Ideen und Vorstellungen über den Tod und das Danach ausgetauscht. Sie fingen an, ihre Toten auf eine bestimmte Art zu bestatten. Sie erzählten sich Geschichten davon, wie es wohl "auf der anderen Seite" aussehen könnte. Dabei sammelten Sie ihre Ängste aber auch ihre Hoffnungen auf ein gutes und gerechtes Jenseits. Man wünscht sich ein Wiedersehen mit den Menschen, die man im Leben geliebt hat, vor allem aber wünscht man sich, dass mit dem Tod eben nicht alles zu Ende ist.

Wer sich vorstellt, dass das Leben nach dem Tod weitergeht, kann leichter eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens selbst geben. Man kann sich zum Beispiel ausmalen, dass man für das, was man im Leben getan hat, belohnt wird. Man kann sich wünschen, dass es denen, die es im Leben schwer hatten, nach dem Tod dafür entschädigt werden. Man kann sich wünschen, dass diejenigen, die in ihrem Leben viel Leid über andere brachten, nach dem Tod dafür geradestehen müssen. All das würde ja bedeuten: Was Du im Leben tust, hat eine ewige Bedeutung. Es ist eben nicht egal, sondern es hat eine Konsequenz.

Darum entstanden Vorstellungen von einer Seelenwanderung, wobei das Verhalten im Leben bestimmt, als welches Geschöpf man wiedergeboren wird. Oder es entstanden Vorstellungen von einem Gericht nach dem Tod oder ganz am Ende aller Zeit. Oder man stellte sich vor, dass dieses Leben ohnehin wenig wert ist, weil die Seele eines Menschen viel wertvoller ist als der Körper, in dem sie wohnt. Und das Ziel ist eben, dass die Seele wieder frei wird von dem irdischen Körper.

Sie fragen nach Bibelstellen. Die Bibel befasst sich natürlich an vielen Stellen mit dem Tod und mit dem Leben danach. Konkret wird sie dabei allerdings nicht so häufig. Es gibt eine Stelle, die mag ich besonders. Da schreibt Paulus:

"Kommen wir nun zur Frage nach den Gläubigen, die schon gestorben sind. Es liegt uns sehr daran, Geschwister, dass ihr wisst, was mit ihnen geschehen wird, damit ihr nicht um sie trauert wie die Menschen, die keine Hoffnung haben. Nun, wir glauben doch, dass Jesus ´für uns` gestorben und dass er auferstanden ist. Dann wird Gott aber auch dafür sorgen, dass die, die im Vertrauen auf Jesus gestorben sind, mit dabei sein werden, wenn Jesus in seiner Herrlichkeit kommt." (1.Thessalonicher 4,13-14)

Da stecken eine Menge Aussagen drin, die für das Christentum und dessen Vorstellung von Leben und Tod wichtig sind: Das Christentum bekennt, dass Jesus Christus gestorben und auferstanden ist. Daraus ergibt dich die Hoffnung, dass auch diejenigen auferstehen werden, die an ihn glauben. Und es steht hier auch, wann das sein soll, nämlich dann, wenn Jesus Christus wiederkommt, um sein Werk zu vollenden. Dann – und das steht nicht an dieser Stelle – wird Gott mitten unter den Menschen wohnen. "Sie werden sein Volk sein – ein Volk aus vielen Völkern, und er selbst, ihr Gott, wird ´immer` bei ihnen sein. Er wird alle ihre Tränen abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben, kein Leid und keine Schmerzen, und es werden keine Angstschreie mehr zu hören sein. Denn was früher war, ist vergangen." (Offenbarung 21,3-4)

Kommen wir nun zum Sinn des Lebens, wie ihn die Bibel beschreibt. Der Mensch ist nach biblisch-christlichem Verständnis ein Geschöpf Gottes. Das bedeutet, dass er in jedem Fall eine Beziehung zu Gott hat. Sein Leben ist nicht zufällig, sondern gewollt. Außerdem ist der Mensch ein Ebenbild Gottes, das bedeutet, er ist Gott sehr ähnlich an Würde und auch an Schöpfungskraft. Psalm 8 beschreibt das so:

"Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst? Wer ist er schon, dass du dich um ihn kümmerst! 6 Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, mit Ehre und Würde hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrn eingesetzt über deine Geschöpfe, die aus deinen Händen hervorgingen; alles hast du ihm zu Füßen gelegt." (Psalm 8,6-7)

Das bedeutet, dass das menschliche Leben schon durch die Geburt einen Sinn hat, ganz egal, was dann kommt. Zusätzlich aber sollen die Menschen der Tatsache, dass sie "Ebenbilder Gottes" sind, dadurch entsprechen, dass sie sich gut verhalten. Alle haben für einander und für die ganze Schöpfung Verantwortung. Das bedeutet nicht, dass sie die Welt retten sollen, aber sie sollen ihren Teil der Verantwortung tragen.

Dass wir Menschen dabei immer wieder scheitern, weil wir egoistisch handeln oder einfach gedankenlos, ändert nichts an der Tatsache, dass jede und jeder das Beste geben soll. Scheitern verzeiht Gott. Was ist also der Sinn des Lebens? Nach der Bibel ist es dies: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst!" (Lukas 10,27 und öfter)

Das sind Glaubensaussagen, mit anderen Worten, es sind Aussagen, die für einen Menschen, der sich an sie hält, ein großes Vertrauen aufbauen können. Ein so starkes Vertrauen, dass man Hoffnung für das Leben und für den Tod haben kann.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein wenig weiterhelfen.

Liebe Grüße!

Frank Muchlinsky

Fragen zum Thema

Lieber Herr Meyer,   vielen Dank für Ihre Frage. Wer ins Himmelreich kommt und wer…
Lieber Herr Harborth, im Grunde genommen ist es völlig unerheblich, ob es Dämonen und…
Liebe Sarah, okay, kein Beziehungstipp, stattdessen eine theologische Perspektive. Wer…