Meine liebe Frau hat mir nicht alles gesagt, bevor sie verstorben ist. Wie gehe ich damit um?
Lieber Herr Sommer,
es tut mir sehr Leid, dass Ihre Frau verstorben ist! Das muss sehr schwer für Sie sein.
Wenn jemand Geliebtes stirbt, reißt der Tod eine entsetzliche Lücke. Eine Lücke, die nicht zu füllen ist - und manchmal bleiben neben der Trauer, dem Schmerz, noch viele offene Fragen.
Ich weiß nicht, was Ihre Frau für Geheimnisse hatte und wie schwer diese wiegen. Es gibt Dinge, die kann und darf jeder Mensch mit sich ausmachen. Auch in einer Ehe sind Geheimnisse erlaubt, insofern sie die Ehe nicht belasten. Zum Beispiel, wenn andere dadurch geschützt werden sollen. Daneben gibt es Themen, welche auch in der Ehe Raum haben sollten - zum Beispiel, wenn es um Finanzen geht.
Vielleicht sehen Sie Ihre Frau nun in einem neuen Licht und haben das Gefühl, manches an Ihrer Ehe sei unwahr, falsch gewesen. Vielleicht haben manche der Geheimnisse sogar Konsequenzen auf Ihr momentanes Leben.
Leider können Sie ihre Frau nicht mehr persönlich fragen, was die Gründe für Ihre Geheimnisse waren. Das ist sehr schade! So wird manches unbeantwortet bleiben müssen. Aber: das Leben Ihrer Frau liegt nun in Gottes Hand, er kennt unser Leben in aller Brüchigkeit, er sieht in unser Innerstes, unsere Herzen, unsere Geheimnisse. Er weiß auch, warum sie nicht alles offenbaren wollte. "Denn wir erkennen stückweise, und wir weissagen stückweise; wenn aber das Vollkommene kommt, wird das, was stückweise ist, weggetan werden." (1. Kor 13,9-10).
Suchen Sie für sich eine Möglichkeit, Ihre Gefühle Gott anzuvertrauen. Bringen Sie Ihre Fragen vor Gott. Und vielleicht ist es Ihnen möglich, Ihrer Frau irgendwann zu vergeben. So, wie es im Kolosserbrief heißt: "Wie Gott euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!" (Kol 3,13).
Ich wünsche Ihnen alles Gute und Gottes Segen.
Bleiben Sie behütet, mit besten Grüßen,
Johanna Klee