Glaube in Gott verloren

R.

guten Tag, ich bin mir noch nicht sicher ob dies hier, eine seriöse Seite ist, jedoch wollte ich es versuchen.
Es geht wie im Betreff angegeben darum, dass ich den Glauben verloren habe. Ich hatte eine extrem schwierige Kindheit, wuchs im Heim auf und habe mir trotzdem bisher jedes Ziel (wenn auch hart) erkämpft. Sollten mich Freunde beschreiben, bin ich immer ein herzlicher, zuvorkommender Mensch, der sogar gibt ohne zu haben - ganz ohne Gegenleistung sondern aus Nächstenliebe. Jedoch bin ich seit jeher vom Pech verfolgt, egal ob alte Freunde oder neue Arbeitskollegen bekommen es relativ schnell mit und machen Witze darüber, dass ich vom Pech verfolgt bin. Egal in welchem Bereich, egal in welcher Situation. (Kleine Beispiele: ich kaufe ein Auto, fahre 10km heim, stelle es ab um die Papiere rein zu bringen und bin grade auf der anderen Straßenseite fährt mir eine sehr alte Dame in den neuen Wagen den ich grade 15min habe, Totalschaden..) das ist nur ein Beispiel weil es sonst den Rahmen sprengen würde. Ein weiter Punkt ist Familie, an dem ich sehr arg zu kämpfen habe, dadurch das ich keine Familie habe,.. ich war in einer 7 jährigen Beziehung, wir haben ein Jahr zuvor ein Grundstück mit Land gekauft, bevor sie mich für ihren neuen Chef von heute auf morgen hat mit allem sitzen lassen. Ich besuche seit je her regelmäßig gottes Dienste, nicht bloß wenn es blöde Zeiten sind, ich bete zwar nicht regelmäßig jeden Abend - jedoch häufig für alles was positiv ist, und auch wenn es negativ läuft.. dann kam vor kurzem etwas, was mich sogar in eine Depression gerissen hat. Ich bin grade am Scheitelpunkt meines Lebens, nachdem ich (2020) alles verloren habe und grade wieder mein Leben regeln konnte (finanziell) traf ich eine Frau, lernte etwas kennen was ich bisher noch nie gefühlt habe. Ich kenne es nur aus Filmen, ich war hin und weg, Herzklopfen usw. das erste mal in meinem Leben hatte ich den Wunsch nach Kindern und Heirat. Wir waren 6 Monate ein paar, total harmonisch - jedoch 100km von einander entfernt und konnten uns Job technisch nur am Wochenende sehen. Ich habe ständig zu Gott gebetet und mich bedankt, dass er mir dieses Glück schenkt, nach all den Jahren des Kummers, der Trauer, der Einsamkeit. Diese Frau hat mich ohne Ankündigung oder Streit von heute auf morgen per Telefon und ohne Begründung, verlassen und seitdem , überall blockiert und auf keinen Brief oder ähnliches geantwortet. Also habe ich meine Gebete, verändert.. von Danksagung in Bitten. Ich habe damals in Afghanistan, wo es um mein Leben ging, nicht so sehr gebetet. Und zu Gott gefleht,wie ich es in den 3-4 Monaten danach getan habe. Vor kurzer Zeit habe ich dann erfahren, keinen Monat später hatte sie einen neuen, und erwartet jetzt, knapp Monate danach sogar ein line von ihm.
Auch wenn das nicht wirklich viel mit Gott zutun hat, hat es mich gebrochen! Das war das letzte bischen Hoffnung, was mir genommen wurde.. ich habe eine starke Depression entwickelt und auch wenn Männer nicht weinen sollten, frage ich mich abends im Bett, womit ich diese ständige Bestrafung verdient habe. Wieso ich nicht glücklich werden darf ? Ich hatte das Gespräch mit 2 Pfarrern gesucht (evangelisch und katholisch) und beide kamen mit Floskeln, „dass Gott mich prüft und ich dafür irgendwann meine Belohnung bekomme“

Aber das ist für mich keine Antwort, eine Sache, die mich eher von Gott abwendet. Was bringt mir irgendwann Seelenfrieden, wenn ich mittlerweile soweit bin, mein Leben beenden zu wollen, weil ich keine Kraft mehr habe? Auch wenn es heißt, jede Wunde heilt irgendwann und wird zu einer Narbe, die einen daran erinnert, was einst war .. gibt es den Punkt an dem es nicht mehr geht. Ich weiß auch, dass es etliche Menschen auf der Welt gibt, die es härter trifft, die mich für meine Probleme auslachen würden. Aber jeder Mensch ist ein Individuum. Ich für mich, habe meine persönliche Grenze erreicht und meinen Glauben in Gott quasi verloren. Ich versuche es jetzt ein letztes Mal, in der Hoffnung auf ein Gespräch mit Beistand und hoffentlich vernünftigen Worten. Ihr Bild sah recht sympathisch aus, sodass ich mich ihnen anvertrauen wollte. Ich bedanke mich im Voraus für ihre Mühen, ihre Zeit . Und wünsche einen schönen Abend.

Lieber R., 

erstmal: Sie können sicher sein, dass Sie auf einer seriösen Seite gelandet sind. Wir arbeiten hier im Auftrag der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland).

Und ich bin froh, dass Sie Hilfe bei uns suchen. Zugleich ist es schade und bedrückend, dass Sie die Erfahrung gemacht haben, von Pfarrpersonen mit "Floskeln" vertröstet worden zu sein.

Ihre Geschichte wirkt auf mich bedrückend und traurig. Und ich glaube nicht, dass es sich um eine Prüfung Gottes handelt. Für mich ist Gott eine Kraft des Guten, der Liebe, der Freiheit und der Phantasie, die wir Menschen auch selbst in uns tragen, aber sie eben manchmal auch nicht spüren können, so, wie Sie es beschreiben.

Sie schreiben ja, dass Sie in Afghanistan waren, waren Sie dort als Soldat? Das kann ich aus Ihrer Beschreibung nicht so richtig entnehmen, aber ich habe aus Ihren Worten verstanden, dass Sie sehr verzweifelt sind, weil so vieles in Ihren Erfahrungen nicht so gelaufen ist, wie Sie es sich wünschen, ja, sogar, dass Sie dann auch noch Verletzungen von der Seite anderer Menschen erfahren haben. Ich finde es bewundernswert, wie Sie sich mit Gott auseinandersetzen. Es erinnert mich an die Menschen, die die biblischen Psalmen verfasst haben und wo es ja Verse gibt wie in Psalm 102, wo jemand seine Verzweiflung vor Gott zum Ausdruck bringt.

Mir selbst haben solche alten Worte manchmal schon dabei geholfen, schmerzhafte Erfahrungen in mir zu verarbeiten, weil ich darin lese, es geht nicht nur mir so, sondern ist auch schon anderen so gegangen, vor vielen tausend Jahren.

Lieber R., ich sagen Ihnen aus meiner ganz persönlichen Sicht: Gott ist niemand, den wir mit Gebeten in diese oder jene Richtung beeinflussen könnten. Aber er ist auch nicht für alles, was uns im Leben widerfährt, verantwortlich. Und trotzdem ist er da, komme was wolle, und wir können unsere Sorgen und Nöte ihm erzählen. Das tun Sie ja auch. Aber vielleicht brauchen Sie noch eine andere Hilfe. Es gibt zum Beispiel die Telefonseelsorge , bei der Sie jederzeit anrufen können. (0800-1110111)

Dort finden Sie auch Hilfe, wenn Sie den Gedanken haben, sich selbst Schaden zuzufügen.

Ich möchte Sie gern darin bestärken: Nehmen Sie weiterhin so gut wahr, wie es Ihnen selbst geht. Und suchen Sie Hilfe. Vielleicht ist es auch nicht mit einem oder zwei Gesprächen getan, und es kann auch sein, dass Sie eine therapeutische Begleitung brauchen. Die erstattet in den meisten Fällen die Krankenkasse.

Und  nochmal persönlich: Ich glaube, Gott ist mit ihnen. Wohin Sie auch gehen. Gerade in den zerbrechlichen Zeiten des Lebens schaut Gott hin. Vielleicht finden Sie ihn da ja doch wieder? 

Herzlichst, Ihre Anna Scholz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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