Sehr geehrter Herr Muchlinsky!
Warum soll es einen Gott geben, wenn es doch so viele Atheisten gibt? Sollte es tatsächlich einen Gott geben, gäbe es doch keinen Atheismus. Es wäre doch ein leichtes für einen allwissenden und allmächtigen Gott gewesen, einfach den Atheismus nicht zuzulassen.
Hiob 21,7 Warum bleiben die Gottlosen am Leben, werden alt und nehmen zu an Kraft. Ihr Geschlecht ist sicher um sie her und ihre Nachkommen sind bei ihnen. Ihr Haus hat Frieden ohne Furcht und Gottes Rute ist nicht über ihnen.
Ich bin gespannt auf ihre Antwort. Wolfgang Schäfer
Lieber Herr Schäfer,
da haben Sie ja eine trickreiche Frage gestellt! Ihre These lautet: Gott kann es nicht geben, weil es Leute gibt, die nicht an ihn glauben. Sie belegen Ihre These mit einem Zitat aus dem Hiobbuch, in dem Hiob darüber klagt, dass es den Gottlosen gut geht.
Bei Ihrer Argumentation setzen Sie allerdings voraus, dass ein allmächtiger Gott seine Allmacht dazu nutzen würde, alle Menschen an ihn glauben zu lassen. Doch diese Prämisse entspricht nicht dem, was das Christentum glaubt. Der christliche Glaube denkt einen Gott, der den Menschen dazu aufruft, an ihn zu glauben, nicht aber ihn dazu zwingt.
Der Gott, dessen Nichtexistenz sie so zu beweisen versuchen, existiert in der Tat nicht – auch nicht in unserem Glauben.
Zu Ihrem Hiob-Zitat: Bitte rufen Sie den guten Hiob nicht als Zeugen für einen Atheismus auf. Bedenken Sie: Hiob richtet sich in seiner Not schließlich anklagend an Gott. Wie sollte ein Atheist das tun? Hiob leidet unter Gott, aber er stellt dessen Existenz niemals infrage, sondern lediglich dessen Gerechtigkeit, wie sie von seinen Freunden immer wieder ins Feld geführt wird.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Muchlinsky