Guten Tag Herr Pastor Muchlinsky,
darf ich eigentlich mit Gott direkt sprechen? Oder ist das andächtige Gebet die einzige formal richtige Form, Gott anzusprechen? Häufig habe ich das von Herzen kommende Gespür, Gott spontan für etwas zu danken, Ihm etwas zu klagen, Ihn um etwas zu bitten, mich zu rechtfertigen oder Ihm zu berichten, was mich bewegt. Muss ich auf die Gelegenheit der Stille und Besinnung warten, die sich selten ergibt, wenn dieses Bedürfnis am stärksten ist? Z.B. bei der Arbeit, im Auto, beim Fernsehen, im Gespräch, beim Joggen, etc.? Erhört Er mich, wenn ich im Augenblick "formal" nicht richtig bete, sondern nur sagen kann: "Herr, was soll ich daraus lernen?" Oder: "Herr, was willst Du?", "Herr, schau´ Dir diese Bescherung an!", Herr, ich bin froh!"
In fast 60 Lebensjahren war ich einige Male Gott in längeren Zeiträumen zugewandt und habe mich auch wieder von Ihm abgewendet. Nun möchte ich, dass Er und ich uns zugewandt bleiben.
Viele Grüße
C. Stephan
Lieber Herr Stephan,
Gott hat immer Sprechstunde. Natürlich ist ein gebet dann besonders wohltuend, wenn man sich dafür Zeit nimmt. Man kann zur Ruhe kommen und Gott all das erzählen, was einen bewegt. Man kann um Ratschlag und Hilfe bitten und die Nähe Gottes spüren. Aber das bedeutet nicht, dass man nicht auch mit kurzen Worten an Gott richten kann. Gerade dadurch, dass Sie sich immer wieder gern an Gott wenden, festigen Sie Ihre Beziehung. Das ist nicht anders als zwischen zwei Menschen. Da gibt es auch Zeiten, in denen man intensive Gespräche führt und solche, in denen man "einfach so" miteinander redet.
Ich bin mir sicher, dass Gott sich freut über Ihre spontanen Worte. Gerade dadurch bleiben Sie Gott zugewandt. Viel Freude wünscht
Frank Muchlinsky