Hallo,
Ich würde gerne wissen, wie der Mensch nach dem evangelischen Glauben leben sollte. Auf eine ausführliche Antwort freue ich mich sehr.
Viele Grüße Schülerin, 14 Jahre alt
Liebe "Schülerin",
Deine Frage ist spannend. Und man könnte in der Tat sehr ausführliche Antworten darauf geben. Man hat auch schon ganze Bücher dazu verfasst. Ich hoffe, Du wirst es mir nicht übel nehmen, wenn ich das nicht tue, sondern mich auf ein paar Punkte beschränke, die ich für wichtig halte.
1. Wer evangelisch glaubt, glaubt daran, dass Gott uns liebt, wie wir sind.
Jeder Mensch ist ein Geschöpf Gottes. Das heißt, dass Gott jeden Menschen gleich liebt. Niemand ist besser oder schlechter als ein anderer, ganz egal, wie viel wir können, wie wir aussehen, woher wir kommen oder wie stark, gesund, schön oder was auch immer wir sind.
2. Wer evangelisch glaubt, weiß, dass er Fehler macht.
Weil wir Geschöpfe sind – und eben nicht Gott selbst – sind wir nicht perfekt. Wir machen Fehler, obwohl wir es oft besser wissen, können wir nicht alles richtig machen in unserem Leben. Wir sind außerdem "endlich". Wir leben eine bestimmte Zeit lang unser Leben, doch dann werden wir – wie alle Geschöpfe – irgendwann sterben.
3. Wer evangelisch glaubt, hat eine Bestimmung.
Gott hat die Menschen zu etwas Besonderem geschaffen – zu seinem "Ebenbild". Das heißt, dass wir zwar nicht Götter sind, aber etwas von Gott, der uns gemacht hat, in uns haben. Darum haben wir auch eine Bestimmung von Gott bekommen, nämlich unser Leben so zu führen, dass wir dem gerecht werden, dass wir sein Ebenbild sind. Mit anderen Worten: Ja, wir machen Fehler, aber wir sollen das Richtige tun. Dazu hat Gott uns viele Hinweise gegeben, die wir – nach unserem Glauben – vor allem in der Bibel finden können.
4. Wer evangelisch glaubt, weiß, dass er die Vergebung Gottes braucht.
Wenn man das nun die ersten drei Punkte zusammen bedenkt, wird deutlich, dass wir eigentlich in einer Zwickmühle sind: Wir sind nun einmal Menschen, die nicht perfekt sind, und dennoch sollen wir unser Leben nach Gottes Willen führen. Wir brauchen also immer wieder Gottes Freundlichkeit, sein Verzeihen, wenn wir es nicht schaffen.
5. Wer evangelisch glaubt, weiß, dass man sich Gottes Verzeihung nicht erarbeiten kann.
Wir können Gott nur dankbar sein, dass er uns immer wieder verzeiht, weil wir Fehler machen. Wir können ihn dazu nicht bringen, indem wir besonders "gut" sind. Wir können Gott nicht durch gute taten dazu bringen, dass er uns liebt, sondern wir können nur daran glauben, dass er es tut.
6. Wer evangelisch glaubt, wird darum fröhlich und ohne Druck tun, was richtig ist
Ja, es bleibt dabei: Wir werden niemals perfekt sein, aber wir sollen versuchen, das zu tun, was richtig ist. Dazu haben wir viele wichtige Worte von Jesus, die uns die Bibel überliefert. Was genau das in Einzelfall heißt, dazu nutzen wir unser Gewissen.
Konntest Du mir folgen? Es ist recht knapp geschrieben, ich weiß. Aber ich hoffe, dass Du meine Antwort verstehen konntest.
Liebe Grüße
Frank Muchlinsky