Abendmahlsfeier durch Laien?

Heiko Thiele
Öffentliches Agapemahl auf dem Kirchentag
epd-bild/Thomas Lohnes

Darf ich als gläubiger Laie eine Abendmahlsfeier veranstalten? Mit Brot und Wein und den Einsetzungsworten und allem, was in der Evangelischen Kirche dazu gehört? Das Ganze an einem privaten Ort, mit Freunden oder darf ich sogar alle dazu einladen?
Eine Beschränkung würde ich mir allerdings selbst auferlegen: Ich würde nie andere segnen, sondern immer nur um Segen für uns alle bitten. z.B. "Das stärke und bewahre uns im Glauben zum ewigen Leben. Gehen wir in Frieden."

Lieber Herr Thiele,

das Abendmahl gehört zusammen mit der Taufe zu den beiden Sakramenten, die die evangelische Kirche feiert. Es war den christlichen Kirchen – egal welcher Konfession – schon immer wichtig, dass die Sakramente von Menschen gereicht werden, die dazu auch von der Kirche berufen sind. Im Augsburger Bekenntnis, also der Bekenntnisschrift der evangelischen lutherischen Kirchen von 1530 steht in Artikel 14: 

Vom Kirchenregiment (also vom kirchlichen Amt) wird gelehrt, dass niemand in der Kirche öffentlich lehren oder predigen oder die Sakramente reichen soll ohne ordnungsgemäße Berufung.

Wie diese "ordnungsgemäße Berufung" genau aussieht, das hat sich im Laufe der Jahrhunderte geändert. Genlieben ist aber, dass auch die evangelische Kirche diesen Auftrag, die Sakramente laut dem Evangelium zu reichen, Menschen erteilt, die vorher in geeigneter Weise ausgebildet wurden. 

Darum tut es mir leid, aber Sie dürfen als Laie kein Abendmahl einsetzen. Was Sie tun könnten, ist sich zum Prädikanten ausbilden zu lassen. In vielen Landeskirchen ist es neben Pfarrleuten auch Prädikant:innen erlaubt, das Abendmahl einzusetzen. Oder Sie feiern mit den Menschen ein "Agapemahl" (agape ist griechisch für Liebe). Bei einem Agapemahl teilen Sie auch Brot und Wein untereinander, allerdings ohne die Einsetzungsworte, die bei einem Abendmahl gesprochen werden. Die Einsetzungsworte sind die Worte Jesu beim letzten Abendmahl: „Dies ist mein Leib“ und „Dies ist der neue Bund in meinem Blut“.

Was nun den Segen angeht, so gibt es eigentlich keine Einschränkung, denn es sind ohnehin niemals Sie, der den Segen spendet, es ist immer Gott. Andere Menschen zu segnen, bedeutet Gott um den Segen für diese Person zu bitten. Der Segen geht sozusagen "durch Sie hindurch". Sie würden ja sicherlich nicht sagen: "Ich segne dich", sondern eher "Gott segne dich". Darum: Segnen dürfen wir alle.

Herzliche Grüße

Frank Muchlinsky

Fragen zum Thema

Liebe Frau T., am Heiligabend sind die Gottesdienste in Deutschland voll: Voll mit…
Liebe Frau N., wie schön, dass Sie sich so eingeladen gefühlt haben. Das ist eine große…
Liebe Frau M., zunächst einmal: Sie können eigentlich nichts falsch machen, wenn Sie den…