Lieber Herr Pastor!
Sachen gibt`s - die gibt`s gar nicht!
Am 24. Dezember 2017 fällt Heiligabend und der 4. Advent auf den gleichen Tag.
Frage: Ist das ein Wunder oder ein kalendarischer Winkelzug und ein kühnes Vorhaben von Kirche + Staat, zumal im Jahr 2017 - 500 Jahre Reformation gefeiert werden soll. Hat diese Doppelung möglicherweise eine wichtige Aussagekraft?
Der 24. Dezember 2017 kann meiner Meinung nach nicht gleichzeitig Heiligabend + der 4. Adventsonntag sein. Begründung: Man kann doch nicht die Geburt Jesu feiern aber gleichzeitig noch schwanger sein und auf den Geburtstermin warten, besser gesagt, sich in der Vorbereitungszeit auf das hohe Christusfest befinden.
Nach dem antiken christlichen Kalender endet der Tag mit dem Sonnenuntergang, somit gehört der Abend des 24. Dezember (Heiligabend) liturgisch bereits zum Weihnachtstag.
4 Sonntage vor diesem Weihnachtstag (Heiligabend) beginnt der 1. Advent. Im Jahr 2017 müsste folglich am Totensonntag/Ewigkeitssonntag der 1. Advent beginnen, damit Heiligabend und 4. Advent im Jahre 2017 nicht am gleichen Tag zusammenfällt.
Am Ewigkeitssonntag endet das Kirchenjahr (zumindest in Kirchengemeinden, die das Kirchenjahr nicht als Adiaphora betrachten) und weil das Kirchenjahr am Ewigkeitssonntag sowieso zu Ende ist, könnte auch der 1. Advent (Beginn des Kirchenjahres) am Ewigkeitssonntag (Ende des Kirchenjahres) beginnen. An die Verstorbenen zu denken und sich über die baldige Ankunft des Herrn zu freuen, also Advent feiern, ist meiner Ansicht nach keine Absurdität oder Widerspruch sondern könnte Trost und Hoffnung für die Hinterbliebenen sein.
Meiner Meinung nach könnte der 26. November 2017 für das Kirchenjahr Omega und Alpha bedeuten.
Warum sieht die kalendarische Rechnung der Landeskirche ganz anders aus? Warum soll partout die liturgische Farbe violett (Advent) mit der liturgisch „unbunten Grundfarbe weiß“ (Heiligabend) vermischt werden? Hat sich an der christlichen Zeitrechnung irgendetwas verändert?
Lieber Gast,
2017 ist nicht das erste Jahr, in dem Heiligabend und 4. Advent au denselben Tag fallen. Der Heiligabend ist nämlich (Achtung!) kein Feiertag – weder ein kirchlicher noch ein gesetzlicher! Es ist eben der Abend vor Weihnachten und – da haben Sie Recht – der Tag beginnt nach kirchlichem Verständnis mit dem Abend des Vortrages. Wenn aber Weihnachten um 18 Uhr des 24. Dezember beginnt, dann kann auch der 4. Advent, der ja nur bis 18 Uhr geht, auf dem 24.12. liegen. Also, noch einmal zum Mitschreiben: 24.12.2017: bis 18 Uhr 4. Advent, ab 18 Uhr Heilig Abend/Weihnachten.
Das einzige Problem, das sich stellen könnte, wenn man es sehr genau nehmen möchte, ist die Tatsache, dass die meisten Gottesdienste am 24.12. bereits vor 18 Uhr beginnen. Aber auch das sollte man mit einem Augenzwinkern übersehen.
Und noch etwas ist nicht ganz richtig in Ihrer Rechnung. Das Kirchenjahr ist nicht am Ewigkeitssonntag vorbei, sondern mit dem Ewigkeitssonntag beginnt (nach kirchlicher Zählung) die letzte Woche des Kirchenjahres. Das Kirchenjahr endet also am Samstag vor dem ersten Advent um 18 Uhr. Die Inhalte des Ewigkeitssonntags und des 1. Advents miteinander zu vermischen, hat eine charmante Note. Persönlich trenne ich die Themen lieber voneinander.
Kleine Note am Rande: Dass die Woche in unseren Kalendern mittlerweile mit dem Montag und nicht mit dem Sonntag beginnt, ist der ISO Norm 8601 von 1975 zu verdanken. Die Gründe für die Umstellung sind vollständig wirtschaftlicher Natur.
Ich grüße herzlich
Frank Muchlinsky