Nicht wirklich eine Frage... Aber: tiefer Glaube

Anna

Lieber Herr Muchlinsky, genau genommen habe ich eigentlich keine Frage sondern möchte nur gerne meine Gedanken mit jemandem teilen... Ich habe mir sehr viele Gedanken über Gott und den Glauben gemacht, seit ich vor 5,5 das erste Mal wirklich zur Kirche gegangen bin. Ich habe angefangen dort aktiv mitzuarbeiten und musste mir dann von vielen Seiten anhören, wie ich an so etwas glauben kann.Gott wäre ja ohnehin nie da wenn er gebraucht würde. Sonst würde es ja keine Kriege und Naturkatastrophen etc. mehr geben. Ich bin zu dem Schluss gekomme, dass dieser Gedanke Gott sei nie da, vermutlich Grundlegend falsch ist und uns in Resignation treibt. Wie wäre es wenn wir nicht immer fragen würden:" Gott warum hast du das getan/zugelassen?", mal sagen würden :" Danke Gott, dass du eingegriffen hast.Ich möchte nicht wissen wie schlimm es geworden wäre wenn du gar nichts getan hättest!". Wir könnten doch einfach mal davon ausgehen, das Gott immer da ist und immer eingreift.Wir wissen doch gar nicht, wie schlimm sich eine Naturkatastrophe ausgewirkt hätte wenn Gott gar nichts getan hätte. Ich denke jeder einzelne Schiksalsschlag im Leben eines Menschen hat einen tieferen Sinn, weil Gott erstens weiß, wie unser Leben verlaufen wird und zwar in jedem Detail, und weil er immer nur das beste für uns will. Ich habe dazu ein Beispiel: Vor drei Jahren hatte ich einen Sportunfall bei dem ich mir das vordere Kreuzband, beide Minisken und das Außenband gerissen habe.Ich hab also längere Zeit an Gehilfen verbracht und musste dann erst wieder richtig laufen lernen. In der Zeit habe ich mich auch oft gefragt, wieso so ein "scheiß" ausgerechnet mir passieren musste... Vor ein paar Wochen saß ich im Rahmen meiner Ausbildung im Phoniatrieuntericht und wir haben uns über die physiologische bzw. Unphysiologische Nutzung der Stimme unterhalten. Ich wurde an meinen Gesangsunterricht erinnert, den ich durch den Unfall damals abbrechen musste.Mir wurde klar, hätte ich den Unterricht damals fortgesetzt, hätte ich vermutlich noch drei Jahre länger komplett unphysiologisch gesungen, und mir meine Stimme komplett ruiniert.Ich hätte nicht mehr singen können und vorallem auch meine Ausbildung nicht machen können. In dem Moment wusste ich, weswegen ich den Unfall damals hatte.Ich hab diese Erkenntnis meinem Freund erzählt. Das einzige was er dazu gesagt hat war:" War's das Wert?".Ich glaube schon, das es das Wert war, auch wenn ich immer noch Probleme beim laufen habe.Aber nur Gottweiß, was ich vielleicht noch mit meiner Stimme oder aber in meinem Beruf später erreichen kann bzw. werde.Er hat nur zu meinem Besten gehandelt, auch wenn ich das erst nnatürlich überhaupt nicht so sehen wollte.Aber das ist einfach Gott.Er weiß was fur uns gut und richtig ist.Deswegen beantwortet er Gebete auch immer so wie es für uns in der Situation grade am Besten ist, und nicht so wie wir es uns vielleicht wunshen.Das ist glaube ich auch noch ein Grund, weswegen viele Menschen glauben, Gott würde ihre Gebete ja nie erhören. Aber er tut es.Das weiß ich mitlerweile.Wir dürfen nur nicht zu hohe Erwartungen haben und unsere Gebete zu sehr als Wünsche formulieren.Natürlich machen wir das immer.Aber dann sollten wir offen dafür sein zu schauen, wie er unseren Wunsch diesesmal zu unserem Besten umgewandelt hat. Ich schätze diese Sicht auf den Glauben ist jetzt nicht wer weiß wie neu und innovativ, aber ich hatte das Gefühl, ich müsste das jetzt an irgendwen weiter geben. Mit freundlichen Grüßen. Anna

Liebe Anna, welch tiefer Glaube! welch tiefes Gottvertrauen spricht aus Ihren Zeilen. Ich bin sehr angerührt, dass Sie Ihre Gedanken mit uns teilen. Mir fiel zu Ihrem Leben, wie Sie es beschreiben, der Satz ein: "Gott schreibt auch auf krummen Zeilen gerade." Möge Ihr Glauben viele, viele Menschen anstecken. Solche Botinnen und Verkündigerinnen wie Sie es sind, brauchen wir als Kirche. Gut, dass Sie Ihre Stimmer erheben und Zeugnis geben aus Ihrem Leben.

Vielen Dank!

Herzlich, Ihre Sabine Löw