Sehr geehrter Herr Muchlinsky, ich bin in letzter Zeit sehr verwirrt und stecke in einer ernsten Glaubenskrise. Ich weiß nicht was ich glauben soll: ist Jesus Gott, oder "nur" Gottes Sohn? Ist die Trinitätslehre mit der Bibel vereinbar, oder ist sie eine Erfindung der Institution Kirche? Habe ich, weil ich diese Fragen stelle einen schwachen Glauben? Ich höre von einem Pastor die eine Antwort, von einem anderen eine andere. Ich hoffe, Sie können mir weiterhelfen.
Lieber Schreiber,
nein, Sie haben keinen schwachen Glauben, wenn Sie diese Frage stellen. Zweifel und Glauben sind Geschwister. Sie gehören zusammen. Wir alle zweifeln immer wieder.
Zweifel kann man auch nicht einfach weg reden - oder einem anderen Menschen nehmen. Sie sind einfach da.
Glaube geht zuweilen durch Wüstezeiten.
"Wenn ihr mich von ganzen Herzen suchen werdet, so will ich mich von Euch finden lassen." So spricht Gott in Jeremia 29,13.
Die ganzen BeterInnen der Psalmen sind voll voll Zweifel.
"Mein Gott, warum hast du mich verlassen" - steht in Psalm 22 - und Jesus selbst greift diesen auf und betet ihn selbst am Kreuz.
Vielleicht ist das Beste, einfach dran zu bleiben, mit Gott sprechen, ringen und die Fragen im Gebet Gott hinwerfen: Gott, wo bist Du? Gott, ich will wissen, wie sich das mit Dir verhält.
Vielleicht ist es auch gut, in der Nähe mit Menschen zu sprechen und mit anderen Menschen zu beten. Es kann gut tun, für sich beten zu lassen - wenn einem selbst die Worte fehlen.
Ich wünsche Ihnen, lieber Schreiber, viel Dranbleiben in dieser schweren Zeit.
Herzlich, verbunden im Gebet, Ihre Sabine Löw