Sehr geehrter Herr Muchlinsky!
Warum beten eigentlich so viele zu Maria? Und sind Gebete, wie z.B. der Rosenkranz nicht eigentlich falsch, da man ja nur die ganze Zeit das gleiche wiederholt, anstatt selbst zu sprechen und sich etwas auszudenken, das einen selbst betrifft?
Viele Menschen beten ja zu Maria, die dann ihre Bitten vor Gott bringen soll.
Was halten Sie davon?
Über eine Antwort freue ich mich sehr.
Liebe Grüße
Lukas
Lieber Lukas,
die Tradition, sich im Gebet an Maria zu wenden, geht – wie Sie richtig andeuten – darauf zurück, dass man sich dabei vorstellt, sie würde Fürbitte bei Gott halten. Diese Tradition wird vor allem in der römisch-katholischen Kirche gepflegt und ist in den evangelischen Kirchen eher unüblich. Allerdings gibt es auch hier die Tradition, sich an einen "Fürsprecher" zu bitten, in der Regel an Jesus Christus. Das können Sie in Gottesdiensten zum Beispiel an einer Formulierung erkennen, die am Ende des sogenannten "Kollektengebetes" gesprochen wird (also des Gebetes im ersten Teil des Gottesdienstes, in dem sich die Gemeinde "sammelt"). Dort heißt es häufig: "Das bitten wir Dich (Gott) durch Jesus Christus, unseren Herren und Bruder."
Was das Formelhafte angeht, so sollte man hier keine starre Regel aufstellen. Jesus selbst hat uns eine "Formel" zum Beten gegeben, als er seine Jünger das Vaterunser lehrte. Gebete zu wiederholen ist nicht schlimm. Es entlastet auch davon, immer "ganz bei der Sache" oder gar "originell" sein zu wollen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott nur auf die Worte hört, die wir ihm vortragen. Ich glaube, dass Gott "hört", was uns bewegt, egal wie wir es formulieren.
Der Rosenkranz ist darum in meinen Augen – wie auch andere Gebetsketten oder die "Perlen des Glaubens" (Bzw. Perlen des Lebens) – vor allem Hilfsmittel und gibt Anlässe zum Beten. Beten aber halte ich in jedem Fall für eine gute Sache.
Herzliche Grüße
Frank Muchlinsky