Sehr geehrter Herr Wirth,
Ihre Frage passt zum Kirchenjahr. Es ist jetzt noch Epiphaniaszeit, Bethlehem, Stall, Krippe, Maria, Josef, Hirten und die Weisen aus dem Morgenland stehen mir noch vor Augen. Vielleicht klingen auch in Ihren Ohren die Choräle der Weihnachtszeit nach. Eine Liedstrophe (Evangelisches Gesangbuch 23) von Martin Luther passt zu Ihrer Frage:
Den aller Welt Kreis nie beschloss,
der liegt in Marien Schoß;
er ist ein Kindlein worden klein,
der alle Ding erhält allein.
Kyrieleis.
"Warum muss Jesus Gott sein?" Ihre Frage beantwortet sich jetzt in der Weihnachts- und Epiphaniaszeit fast von selbst. Man ahnt an der Krippe, dass Gott sich auf eine revolutionär unerwartete Weise mit dem menschlichen Leben verbindet. Menschen gewinnen, wenn sie den Menschen Jesus erleben, ein vertieftes Verständnis für Gott.
Das kommt in den Evangelien dann allmählich ans Licht. Die Evangelisten erzählen Gleichnisse Jesu und geben einen Einblick in das Himmelreich, sie berichten, dass Jesus Menschen heilt und legen mit jeder Heilung Gottes ursprünglichen Willen offen und im Einsatz Jesu für die Gerechtigkeit in dieser Welt holen die Evangelien Gottes Gerechtigkeit in die Gegenwart hinein. In Allem, was wir von Jesus hören und lesen, wird also Gott offenbart. Das wird dann - am Ende der Evangelien - den Zeuginnen und Zeugen der Auferstehung wird endgültig klar: Christus gehört zu Gott und zu uns.
Viel poetischer sagt das das Lied:
Jesus ist kommen, nun springen die Banden,
stricke des Todes, die reißen entzwei.
Unser Durchbrecher ist nunmehr vorhanden.
Er, der Sohn Gottes, der machet recht frei,
bringet zu Ehren aus Sünde und Schanden,
Jesus ist kommen, nun springen die Banden. (Evangelisches Gesangbuch 66)
Vielleicht helfen Ihnen diese Gedanken und geben einen Impuls für Ihr Weiterdenken.
Herzlich grüße ich Sie, Ihr Henning Kiene