Was versteht man unter christlicher Verkündigung?

Roland Mollet

Lieber Herr Muchlinsky,

wir haben hier im Bekanntenkreis (alle regelmäßige Kirchgänger/innen und aktive Gemeindeglieder) eine Diskussion über den Begriff "Verkündigung". Was genau versteht man darunter?
Wer gehört alles zum Kreis der Verkündigenden?
Können Sie helfen?

Vielen Dank im Voraus!
Liebe freundliche Grüße,

Roland Mollet

 

Lieber Herr Mollet,

 

Ich werde mich Ihrer Frage stellvertretend für Herrn Muchlinsky widmen. Unter christlicher Verkündigung versteht man die Verbreitung des Evangeliums an alle Welt. Verkündigung geschieht also, wenn Jesus Christus vergegenwärtigt wird, denn dann wird dem "Wort Gottes" Raum geschaffen. Dieses Wort Gottes ist Jesus Christus selbst, in ihm hat  Gott sich der Welt offenbart.

Jesus selbst verkündigte den Anbruch des Reich Gottes, das tat er auch schon in unterschiedlichen Formen: durch seine Gleichnisse (also erzählerisch), durch seine Heilungen (praktisch-diakonisch) durch sein eigenes Leben bis in den Tod am Kreuz. Die Bibel erzählt von dieser Verkündigung sie sei "mit Vollmacht" geschehen und beschreibt damit, dass in Jesus Gott selbst unter den Menschen lebte. Mit Jesu Tod begann die Verkündigung der Kirche - diese verkündet den lebendigen Christus. In der Confessio Augustana, dem Bekenntnistext der Reformatoren von 1530 wird diese kirchliche Aufgabe knackig zusammengefasst:

 

Vom Predigtamt  (CA V)

 

Solchen Glauben zu erlangen hat Gott das

Predigtamt eingesetzt, Evangelium und Sakramente

gegeben, dadurch er, als durch Mittel,

den heiligen Geist gibt, welcher den Glauben,

wo und wann er will, in denen, die das

Evangelium hören, wirkt, welches lehrt, daß

wir durch Christi Verdienst, nicht durch unser

Verdienst, einen gnädigen Gott haben, so wir

solches glauben.

 

 

Die Verkündigung geschieht einerseits durch die Predigt - als Auslegung der Bibel, jedoch ebenfalls durch die Sakramente - Taufe und Abendmahl. Den Glauben in den Hörenden und Teilnehmenden hervorzubringen ist Sinn und Zweck der Verkündigung – aber der Heilige Geist bringt wirkt den Glauben "wo und wann er will", darüber kann der Mensch nicht verfügen.

Diese Einschränkung kann uns bremsen unser menschliches Worte zu überfrachten. Zugleich soll es nicht  unterschätzt werden. Durch die Verkündigung - zum Beispiel in der Predigt werden nicht nur biblische Geschichten erzählt, sondern Gottes Zuspruch- das Evangelium kann durch das äußere Wort zu den Hörenden kommen. Doch nicht nur in Form der Predigt wird das Evangelium kundgetan, das kann in ganz unterschiedlichen Mitteilungsformen geschehen und dies bedeutet- um auf ihre zweite Frage zu kommen-, dass auch ganz verschiedene Ämter und Gruppen an der Verkündigung teilhaben.

Die Musik im Gottesdienst ist ebenfalls Teil der Verkündigung- Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker vertonen sozusagen das Evangelium - ohne den Gesang und die Musik im Gottesdienst würde die Verkündigung um vieles ärmer. Die Diakonie, also die tätige Liebe am Nächsten ist gelebtes Evangelium und Kernaufgabe der Kirche Jesu Christi- und also solche eine gelebte Form der Verkündigung.

Woran man bei der Verkündigung vermutlich zuerst denkt ist die Predigt im Gottesdienst, sie wird in der Regel von Pfarrerinnen und Pfarrern gehalten, die für das Predigtamt ordiniert - also von der Kirche eingesetzt werden. Und so haben Pfarrerinnen und Pfarrer auch das sogenannte "Kanzelrecht" inne, sie können jedoch auch andere getaufte Christinnen und Christen auf "ihrer" Kanzel predigen lassen.

 

Lassen Sie es mich so sagen: wer verkündet, der bringt die frohe Botschaft unter die Menschen. Das kann in aller Buntheit der Formen geschehen, dort wo Jesus als der lebendige Christus gepredigt, gesungen, gebärdet, gedolmetscht uvm. wird.

 

Ich hoffe ich konnte Ihnen mit dieser Antwort weiterhelfen und grüße Sie herzlich,

 

Maike Weiß

 

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