Erhört Gott meine Gebete nicht?

Jens
Foto: Getty Images/iStockphoto/mtnSnail

Hallo, ich zweifele immer mehr an Gott, da in meinem Leben hauptsächlich Schlechtes passiert obwohl ich eher ein Optimist bin. Ich bete täglich, weder gibt Gott mir ein Zeichen noch passiert mir mal was Gutes. Da Gott ja keine Wünsche erfüllt und auch keine Zeichen gibt, aber dennoch real sein soll, kann ich mich ja mal an den Teufel wenden, wenn dieser das irdische Leben erträglich macht. Wenn es Gott gibt, der einem nach dem Tod ewiges Leben schenkt, muss es auch den Teufel geben, der einem das irdische Leben angenehm macht ?

Lieber Jens,

in Ihrer Frage stecken mehrere Ebenen. Darf ich ein wenig sortieren?

Da ist zum einen ein sehr trauriger Unterton. Sie schreiben, sie hätten das Gebetsanliegen, eine Macht (und da fragen Sie sich dann, welche), möge das Leben erträglich machen. Und es kommt Ihnen so vor, als ob gar nichts Gutes mehr passiert und Sie warten vergeblich auf ein Zeichen. Nun kann ich natürlich nur mutmaßen, was Ihnen denn da so schwer auf Ihrer Seele liegt, was Sie so drückt, das Sie so sehr auf ein Zeichen warten lässt. Es tut mir sehr leid, dass Sie diese Erfahrungen machen müssen!

Dann fragen Sie sich, warum Gott Sie denn nicht erhört - und das führt Sie dazu, es dann mal beim Teufel zu "versuchen".

Lieber Jens, ich denke, Sie sollten vor allem kein "böses Spiel" mit der Last auf Ihrer Seele treiben. Dadurch werden Sie den Druck nicht verringern. Wenn Sie weiter auf "Zeichen" warten, darauf, dass sich endlich was Gutes tut, und die Antwort bleibt immer aus - dann wird auch ein "Wechsel in der Adresszeile" nichts bringen. Dann wird "der Teufel" sich auch nicht um Ihre Anliegen scheren. Und davon wird nichts besser.

Ich bitte Sie aber, Ihre Last zu teilen. Mit-zu-teilen. Rufen Sie bei der Telefonseelsorge an, vereinbaren Sie einen Termin mit einer Pfarrerin oder einem Pfarrer  - oder vielleicht haben Sie ja jemanden, dem Sie vertrauen, der Sie kennt und Ihnen gerne zuhört?

"Helft einander, die Lasten zu tragen. So erfüllt ihr das Gesetz, das Christus gegeben hat.", so steht es in der Bibel im Brief an die Galater. Und so verstehe ich auch den Weg eines Gebets. Das Gebet ist kein Spiel - nach dem Motto: Mal sehen, ob sich was tut. Mit einem Gebet erzählen Sie Gott, was Ihre Last ist und Sie können Gott bitten, Ihr Herz aufzumachen, um Hilfe zu empfangen. Es kann sein, dass die Hilfe längst da ist und Gott geduldig darauf wartet, dass Sie erkennen, welchen Weg Sie gehen müssen, damit besser wird, was Sie so sehr drückt. Das Gebet kann vor allem eines: es kann Sie verändern, lieber Jens. Es ist kein magisches Zaubermittel, mit dem sich schnell alles ändert. Sondern - wie in einem guten Gespräch, bei dem einer eben erst mal nur zuhört - macht schon allein das Gehörtwerden eine Menge aus. Es macht Sie hoffentlich etwas leichter. Und dann können Sie mit etwas weniger Last auf Ihrer Seele sich Hilfe suchen. Denn das "Gesetz Christi", von dem wir im Galaterbrief hören, ist "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst". Die nächsten Menschen sind Ihre Helfer. Gott hört Sie, schützt und begleitet Sie auf diesem Weg zu Ihren Nächsten.

Alles Gute und herzliche Grüße

Veronika Ullmann

 

 

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