Hallo,
mich würde interessieren, was Sie als Pastorin zum Fleischkonsum als Christin sagen. Meine Familie isst relativ viel Fleisch, obwohl es sich um strenge Christen handelt. Ich habe meine Eltern gefragt, ob es sie nicht stört, dass sie damit Gottes Schöpfung zerstören, aber so richtig zufrieden war ich mit den Antworten nicht. Darum habe ich sehr ausführlich in der Bibel recherchiert und viele Stellen über den Umgang mit Tieren gefunden. Mich interessiert also wirklich, wie Sie persönlich als Pastorin das sehen, auch wenn Ihre Antwort ist, dass es sie nicht stört. Ich möchte nur ein größeres Verständnis für gewisse Dinge aufbauen.
Vielen Dank!
Liebe Fragesteller*in,
in Ihrer Frage bitten Sie mich um eine persönliche Antwort. Dazu möchte ich vorweg sagen, dass meine persönliche Haltung eben meine eigene ist und ich nicht für alle Christinnen und Christen sprechen kann. Also: Ich lebe seit einigen Jahren vegetarisch, davon habe ich auch eine gewisse Zeit vegan gelebt. Zusätzlich versuche ich, wenn möglich, regionale, faire und ökologische Lebensmittel zu verwenden. Auch die Frage nach der Verpackung von Lebensmitteln finde ich eine wichtige.
Laut der Bibel ist uns von Gott die Bewahrung der Schöpfung anempfohlen. Wir tragen Verantwortung für diese Welt. Wir sollen die Schöpfung pfleglich behandeln und nicht ausbeuten. So war der Mensch anfangs sogar ein reiner Pflanzenesser. In den Schöpfungsberichten isst der Mensch anfangs nur Samen und Früchte (1. Mose 1,29, ebenso 1. Mose 2,16). Erst nach der Sintflut-Erzählung darf der Mensch alles essen, was lebt (1. Mose 9,2-4). Bis schließlich die vielen jüdischen Speisevorschriften entstanden, die z.B. den Verzehr von Schweinefleisch oder Meeresfrüchten verboten. Diese Speisevorschriften gelten jedoch für uns als Christinnen und Christen nicht mehr.
Trotzdem tragen wir noch immer Verantwortung für die Welt. Es ergeben sich daraus ethische Fragestellungen, wie wir mit Massentierhaltung, mit Artenschutz, oder überhaupt dem Klimawandel umgehen. Daher ist es naheliegend, dass sich Christinnen und Christen für einen besonnenen und reflektierten Umgang mit der Schöpfung einsetzen. Fleisch- und Fischkonsum ist uns nicht verboten, aber trotzdem gilt es zu reflektieren, zu welchen Kosten Fleisch & Fisch für uns produziert werden und ob es Alternativen gibt. Das Gleiche geht für Themen wie Nachhaltigkeit, Fairtrade, Foodsharing, Zero Waste, Minimalismus usw.
Es ist wichtig, einen eigenen, verantwortungsvollen Umgang zu finden. Mittlerweile entstehen in diesem Bereich viele neue Möglichkeiten. Das gesellschaftliche Bewusstsein für unsere Lebensweise und unsere Ernährung steigt, sodass sich auch als Christ oder Christin gut auf tierische Lebensmittel verzichten lässt. Es bleibt aber die eigene Entscheidung.
Ich wünsche Ihnen alles Gute,
beste Grüße,
Johanna Klee