Ist der Islam eine friedliche Religion?

Joachim Seule
Koran in Deutschland
©epd-bild / Friedrich Stark

Guten Tag,
Sie schreiben, dass der Islam eine friedliche Religion ist.
Nun ist es aber historisch erwiesen, dass schon Mohammed gewaltsam gegen Juden und andere vorgegangen ist. Die ganze Ausbreitung des Islam geschah meistens unter Anwendung von Gewalt.
Muslime, die Christen werden, haben Schlimmes zu befürchten. Verstoßung aus der Familie, Schläge, Inhaftierung, Folter und z.T. auch Tod.
Wie Sie hier von einer friedlichen Religion reden können, verstehe ich nicht.
Ich kann allerdings auch sagen, dass ich schon mit einigen Muslimen engeren Kontakt hatte und wir uns sehr gut verstanden haben - bis auf unsere glaubensmäßigen Überzeugungen.
Mit freundlichen Grüßen

Sehr geehrter Herr Seule,

was Sie erleben ist typisch. Sie lernen Menschen, die einer anderen Religion angehören, etwas besser kennen und merken, das Trennende tritt in den Hintergrund. Die Muslime in der Nachbarschaft laden über den Gartenzaun zum Grillen ein und es gibt herzliche Freundschaften auch am Arbeitsplatz. Das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Religionen gelingt an vielen Orten. Was Sie von Ihren Kontakten schreiben, gibt ein Vorbild. Trotzdem bleibt die andere Religion häufig fremd und ist einem weniger vertraut als die eigene.

Der Koran mahnt: „Streitet mit den Leuten der Schrift (also den Juden und Christen) nur in schöner Weise!“ (Koran 5,32) Der Koran fordert von Muslimen einen Ausgleich zu stiften zwischen den Menschen (Koran 2,224). Er erinnert: „Wenn einer erhält jemanden am Leben: es soll sein, als hätte er erhalten die Menschen am Leben, allesamt“ (Koran 5,32). Das Töten eines einzelnen Menschen würde, so der Koran, das Leben aller Menschen verletzen. Der Koran ist die Grundlage für den Islam.

Ich habe einen Kollegen, der Muslime getauft hat, gefragt. Die zum Christentum bekehrten Menschen fürchten nicht um ihr Leben. An der aufwändigen Vorbereitung auf die Taufe nähme die Kirchengemeinde Anteil. Man lerne sich vor der Taufe gut kennen und wisse um alle Konsequenzen. Auch Risiken würden benannt. Die Familien der Getauften zögen sich oftmals zurück. Oder: Eine ganze Familie bitte um die Taufe. Es gilt: Solange die Getauften ihre Konversion als Privatangelegenheit behandeln, nimmt niemand Anstoß.

Die Lage in islamisch geprägten Ländern ist anders als bei uns. Einige Freikirchen sind in diesen Ländern aktiv. Sie nehmen Gefahren in Kauf, die für die Getauften entstehen können. Bringt die Taufe Menschen aber in Lebensgefahr, dann wird die Bedeutung der Taufe in ihr Gegenteil verkehrt. Taufe soll Menschen für den Dienst in der Welt und auf Gottes Himmelreich vorbereiten. Darum ist in unserer Kirche die Taufe in viele Aktivitäten der jeweiligen Gemeinde eingebettet. Bei meinem Kollegen werden die Getauften von anderen Gemeindegliedern rund um die Taufe und danach begleitet.

In jedem Fall ist der Weg, den Sie eingeschlagen haben, der richtige Weg: Sich gut verstehen, Verständnis aufbauen, kritische Fragen stellen und in aller Freundschaft für friedliche Nachbarschaft eintreten.

Mit freundlichen Grüßen, Ihr Henning Kiene

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