Namenstage in der evangelischen Kirche?

Elisabeth Rist
Babytaufe am Namenstag
© epd-bild / Carola Fritzsche

Feiern lutherisch getaufte Christen Namenstage?

Liebe Frau Rist,

Namenstage stammen aus der Tradition der Heiligenverehrung. Es sind Gedenktage an Christ:innen, die in ihrem Leben ihren christlichen Glauben auf herausragende Weise vertreten haben. Meistens liegen diese Gedenktage um den Todestag der entsprechenden Person herum. So liegt bei dem bekannten Sankt Martin von Tours der Gedenktag auf dem 11. November. Martin von Tours starb am 8. November 397 und wurde am 11. November beigesetzt.

Im Laufe der Zeit entstand die Sitte, einem Kind den Namen des oder der Heiligen zu geben, deren Gedenktag mit dem Tauftag des Kindes zusammenfiel. Martin Luther wurde am 10. November 1483 geboren. Wie zu seiner Zeit üblich, wurde das Kind möglichst bald nach der Geburt getauft. Das geschah am 11. November 1483, und darum heißt er Martin.

So kommt es, dass Namenstage häufig identisch waren mit den Tauftagen. Das bedeutet auch, dass man mit dem Namenstag gleichzeitig die eigene Taufe feierte. Es ist auch für evangelische Christ:innen durchaus sinnvoll, neben dem Geburtstag auch den Tag der eigenen Taufe zu feiern. Allerdings ist es heute eher unüblich, Kindern den Namen der "Tagesheiligen" am Tauftag zu geben. Trotzdem gibt es sehr viele Namen, die auch schon Heilige trugen. Man kann darum auch den Tag feiern, an dem der oder die Heilige gefeiert wird, deren Name man selbst auch trägt.

Diese Sitte ist in der evangelischen Kirche tatsächlich eher selten. Man verehrt diese besonderen "Zeugen" des Christentums zwar als Vorbilder, doch das reicht in der Regel nicht aus, ihren Todes- oder Begräbnistag besonders zu feiern. Es gibt freilich berühmte Ausnahmen. Der bereits erwähnte Sankt Martin oder auch der an einem 6. Dezember verstorbene Nikolaus von Myra werden auch in der evangelischen Tradition besonders geehrt und ihre Begräbnis- beziehungsweise Todestage werden entsprechend gefeiert.

Vor allem gibt es in der evangelischen Kirche in der Regel keine besonders enge Verbindung der oder des Einzelnen zu "ihrer" oder "seinem" Heiligen. Darum feiern wir lieber den Tauftag. Letztlich können Sie das aber natürlich auch anders entscheiden. Ein Verbot besteht nicht.

Herzliche Grüße!

Frank Muchlinsky

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