Mein Neffe ist vor 4 Jahren von uns gegangen und da meine
Schwester bald heiratet, habe ich einige Fürbitten vorbereitet.
Darunter auch eine, die Fürbitte an Verstorbene. Ich finde vor allem an
Tagen der Freude fehlen diese Menschen, die nicht mehr unter uns
sind, am meisten.
Ich hab dem zu trauenden Pastor die Fürbitten zugesendet und daraufhin
eine für mich nicht nachvollziehbare Bemerkung erhalten.
Er war sichtlich entsetzt, dass ich vorhabe, Verstorbenen zu gedenken
bzw. zu Verstorbenen zu beten. Er sagte, dass dies ja nicht mit dem Glauben der freien evangelischen
Kirche vereinbar sei.
Ich sprach daraufhin meine Schwester an und sie meinte, ich
hätte das Christentum nicht verstanden.
Vielleicht können Sie mir eine verständliche und für mich nachvollziehbare
Antwort darauf geben, wieso das nicht gestattet sein soll?
Hallo Diana,
danke für Ihre Frage!
Ja, gerade an Familienfesten und auch zu solch' freudigen Veranstaltungen wie einer Hochzeit fehlen die Verstorbenen. Man spürt die Lücke, die eine Person hinterlässt. Man vermisst die Person und ist umso mehr traurig, weil sie nun nicht dabei sein kann. Manchen Angehörigen ist es daher wichtig, dass noch einmal im Gottesdienst, also in der Fürbitte, an die verstorbenen Menschen gedacht wird. Sie haben ja dennoch einen wichtigen Platz im Herzen.
In evangelisch-landeskirchlicher Sicht gibt es einen Unterschied, ob ich Verstorbenen gedenke oder zu ihnen bete. Im ersten Fall wäre es so, dass man Gott bittet, sich der Verstorbenen anzunehmen und die Trauernden zu trösten. Man könnte das so formulieren: "Gott, heute denken wir besonders an N.N. und N.N. Sie sind von uns gegangen. Nun fehlen sie uns sehr. Halte die Erinnerung an sie in unserem Herzen wach. Tröste uns in unserer Trauer." So eine Fürbitte kann bei einer Taufe oder einer Trauung gesprochen werden.
Nun zum zweiten Fall: Zu den Verstorbenen zu beten ist im evangelischen Verständnis nicht möglich. Wir können uns nur direkt an Gott oder Jesus Christus wenden, so steht es im 1. Timotheusbrief: "Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus". (1. Tim 2,5) Auch das Alte Testament warnt davor, die Seelen der Verstorbenen anzurufen, wie zum Beispiel in der Geschichte mit der Totenbeschwörerin von Endor deutlich wird (1. Sam 28). Damit grenzen wir uns auch von der katholischen Kirche ab, in der es auch möglich ist, zu den Heiligen und zur Mutter Maria zu beten. Unser Gebet gilt Gott allein, und Jesus Christus ist der einzige Mittler unserer Bitten.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und Gottes Segen,
Johanna Klee