Darf ich mich auffällig kleiden?

Elina Anzböck

Hallo Frau Scholz, ich bin 18 und ich ziehe mich gerne etwas auffälliger an. Ist das eine Sünde? Ich weiß, dass man sich, wie es in der Bibel steht, nicht auffällig kleiden soll. Ist das wirklich so gemeint? Was ist, wenn ich es liebe mich so anzuziehen? Jeder findet es doch angenehm wenn man Blicke auf sich zieht. Ich muss dazu sagen, dass ich mich oft bauchfrei und mit engen oder kurzen Klamotten anziehe, ich mache das jedoch nur, weil ich es an mir hübsch finde, da ich wirklich sehr dünn bin und ich eine Vorliebe für Mode habe. Ich will damit keine Männer oder so reizen. Ich mag einfach hübsch zu sein. Mir ist es vielleicht etwas wichtiger als es sein sollte. Könnten sie mir da bitte helfen. Ich war einfach immer ein sehr freizügiger aber stolzer Mensch. Ich habe seit langem einen festen Freund und ich weiß, dass ich mich wirklich nur aus eigenem Interesse so kleiden möchte. Muss ich meinen Stil komplett ändern und nurnoch lange, weite, unauffällige Kleidung anziehen?
Danke im Voraus!
Liebe Grüße
Elina A.

Liebe Elina, danke für Ihre Frage!

Erstmal: Ich finde es schön, dass Sie so selbstbewusst mit Ihrem Aussehen umgehen und von sich sagen können, dass Sie sich hübsch finden! Das ist doch toll!

Jetzt aber zu Ihrer Frage: Es gibt tatsächlich einige Bibelstellen, in denen sich Anweisungen für eine angemessene Kleidung finden, zum Beispiel 1. Tim. 2, 9-10: Desgleichen daß die Weiber in zierlichem Kleide mit Scham und Zucht sich schmücken, nicht mit Zöpfen oder Gold oder Perlen oder köstlichem Gewand, sondern, wie sich's ziemt den Weibern, die da Gottseligkeit beweisen wollen, durch gute Werke.

Das sind Regeln aus einer frühen christlichen Gemeinde, mit denen sich die Menschen vielleicht gegenüber der Gesellschaft, in der sie als Angehörige einer neuen Religion unter vielen Bedrängnissen leiden mussten, abgrenzen wollten. 

Zugleich aber gibt es auch Bibelstellen, in denen von schöner Kleidung in einem ganz anderen Sinne die Rede ist, zum Beispiel Jesaja 61,10: 

Ich freue mich im Herrn, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mich angezogen mit Kleidern des Heils und mit dem Rock der Gerechtigkeit gekleidet, wie einen Bräutigam, mit priesterlichem Schmuck geziert, und wie eine Braut, die in ihrem Geschmeide prangt. 

Hier wird die Zuwendung Gottes mit der auffälligen und festlichen und besonderen Kleidung von Braut und Bräutigam verglichen. Schöne, auffällige Kleidung wird hier also als etwas durchaus Positives gesehen!

Sie sehen: So ganz eindeutig kann man aus der Bibel gar nicht entnehmen, dass es bestimmte Regeln hinsichtlich der Kleidung gibt. Außerdem ist es ja so: Nicht jeder Satz der Bibel ist vom selben Verbindlichkeitsrang für unseren Glauben. Es gibt zum Beispiel auch die Anweisung, keine Kleidung aus Mischgewebe zu tragen (5. Mose 22,11) Dabei handelt es sich um eine Regel, die möglicherweise in der antiken Gesellschaft, in der sie entstanden ist, irgendeine Bedeutung hatte, die sich uns heutigen Menschen aber gar nicht mehr erschließt. Fast jedes Kleidungsstück, das wir heute kennen, besteht ja aus verschiedenen Materialien.

Wichtig erscheint mir zum Beispiel eher, dass Jesus auf die Frage, welches Gebot das Höchste ist, gesagt hat: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, 30 und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft« (5. Mose 6,4-5). 31 Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese. (Markus 12, 29-31)

Es kommt also nicht auf solche äußeren Dinge, wie die Kleidung an, sondern auf die Liebe zu Gott, anderen Menschen und: Sich selbst.

Und wenn es für sie zum Beispiel ein Ausdruck Ihrer Selbstachtung ist, sich schön anzuziehen und damit auch anderen Menschen zu gefallen, dann kann ich daran nichts Schlechtes entdecken. Freuen Sie sich doch einfach, dass Gott Sie wunderbar gemacht hat und dass sie sich selbst und ihren Körper mögen. Und wie sie das zum Ausdruck bringen, das können Sie ganz frei entscheiden!

Herzliche Grüße, Ihre Anna Scholz

 

 

 

 

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