Wieso lässt Gott Menschen im Krieg, an Hunger und Krankheit sterben?

Stapp
Soldat liest in der Bibel
Getty Images/iStockphoto/JasonDoiy

Warum hat Gott so viele Menschen Sterben lassen im Zweiten Weltkrieg? Wieso lässt Gott immer noch Menschen vor Hunger und Krankheit sterben?

Liebe Stapp,

Ihre Frage erreicht unser Frage-Team in einer Woche, in der wieder viel vom Leiden der Menschen in Kriegen gesprochen wird. Warum lässt Gott das zu? Ihre Frage liegt nah und ich vermute, dass viele Menschen Ihre Frage teilen. 

In aller Klarheit möchte ich eine erste Antwort geben: Es ist nicht Gott, der Krieg führt, Gott ist für den Hunger der Menschen nicht verantwortlich. Krieg, auch die Weltkriege des letzten Jahrhunderts, brechen Menschen vom Zaun. Es sind Menschen, die andere Menschen überfallen, Bomben abwerfen, Drohnen fliegen lassen. Es waren Menschen, die Menschen in die Gaskammern gejagt haben. Es ist nur menschliche Schuld, um die es hier geht. Und: Die Personen, die einen Krieg beginnen, sind in der Regel auch die Verantwortlichen, die den Frieden wieder herstellen können. Gott trifft keine Schuld. Schuldig sind Menschen. 

Gott greift allerdings ein, er gebietet den Menschen Frieden. Jesus sagt: "Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte." (Matthäus 5,44+45) Dieses Gebot ist eindeutig und macht auch denen, die Kriege führen, klar: Gott will Frieden und friedliche Menschen. Kriegstreiber wissen das auch und es wird Zeit, dass sie sich besinnen. 

Übrigens ist es mit dem Hunger ganz ähnlich. Der Hunger, den viele Menschen leiden, wäre zu vermeiden. Der Hunger in der Welt ist ein Beweis für die Klimakatastrophe, beruht auf einem globalen Verteilungsproblem. Menschen sind verantwortlich und können durch ihr Handeln den Hunger beenden. 

Doch ich schulde Ihnen eine zweite Antwort: Hinter Ihrer Frage nach Krankheiten, die uns Menschen treffen, steht die "Theodizeefrage", die lautet so: "Warum lässt Gott das zu." 

Diese Frage wurde irgendwann laut gestellt. Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) beantwortete diese Frage in etwa so: Gott ist allmächtig, er hätte als allmächtiger Gott beliebig viele Welten erschaffen können, darum ist unsere Welt, in der Erdbeben möglich sind, nur die beste aller möglichen Welten und ist nicht vollkommen. Nur der Schöpfer dieser Welt bleibt vollkommen.

Das klingt etwas theoretisch. Für eine Antwort auf Ihre Frage ist aber wichtig, dass zwischen dem allmächtigen Schöpfer und der Schöpfung unterschieden wird. Gottes Schöpfung und auch wir Menschen sind nur Geschöpfe, also nicht allmächtig. Wenn Krankheiten und Naturkatastrophen unschuldige Menschen treffen, dann bleibt es die vorrangige Aufgabe von uns Menschen, andere Menschen und andere Geschöpfe in ihrem Elend zu schützen. Das Lindern der Not ist das Gebot der Stunde. Darum wird die Katastrophe zu einer Erfahrung, in der auch Gutes entstehen kann. Hilfsbereitschaft wird erfahren und lindert Not. 

Es sind also nur Menschen, die Kriege beenden, Hunger stillen und die das Leid, das durch Krankheit entsteht, mindestens lindern können. 

In der Bibel wird die Allmacht Gottes nicht theoretisch betrachtet. In der Bibel lässt Gott den Mörder Kain am Leben (Genesis 4,1-16), er offenbart sich im Säuseln des Windes (1. Könige 19,12), er wird zum Menschen, wird in einem Stall geboren (Lukas 2), er teilt das Menschenleben, heilt, segnet, hilft. Er hat selbst in seinem Sterben noch Mitleid mit dem Verbrecher (Lukas 23,39-43). Er teilt das Gebet jedes leidenden Menschen: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Psalm 22,2; Matthäus 27,46; Markus 15,34). So schickt Gott dem leidenden Menschen nicht nur Menschen, die Frieden stiften sollen und in der Not helfen, sondern er gibt den Leidenden in ihrem Leid auch eine Hoffnung mit. 

Vermutlich haben Sie bereits gesehen, dass wir diese Theodizee-Frage in unterschiedlichen Situationen immer wieder beantworten, vielleicht mögen Sie meine Lieblingsantwort, die Sabine Löw gegeben hat, einmal lesen:  Hat Gott einen guten Plan. 

Herzlich, Ihr Henning Kiene 

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