Hallo,
ich habe mal eine Frage zu dem Thema Pendel. Das Wissen über die Funktionsweise eines Pendels ist ja so alt wie die Menschheit. Die Frage die ich mir nun stelle ob laut christlichen Glaube das Pendeln zu dem abgelehnten Okkultismus gehört? Natürlich gibt es immer Bewegungen wo dem Pendel bestimmte Fähigkeiten zugesprochen werden und mit spirituellen Dingen erklärt wird. Auf der anderen Seite ist der Vorgang inzwischen ja recht gut erklärbar. Durch im Idealfall unbewusste Bewegungen beantwortet man sich seine Frage selbst. Also könnte man das Pendel quasi als Hilfsmittel bezeichnen um seiner Intuition zu folgen. Das gleiche Prinzip findet man ja auch bei der Wünschelrute. Dort ist der Stock auch nur ein (zugegeben sehr zuverlässiges) Werkzeug um Wasser zu finden. Selbst ich habe beim ersten mal unter Anleitung eines erfahrenen Wünschelrutengänger sofort die Wasserader gefunden. Da hier auch auf das Unterbewusstsein zugegriffen wird wäre es streng genommen auch eine Okkulte Handlung. Dem entgegen steht aber das viele Wünschelrutengänger Pfarrer sind und diese würden ja wohl kaum offiziell einem Okkultismus nachgehen. In der Chronik unserer im Jahre ab 1275 erbauten Kirchen finden sich viele Einträge dazu das man die Kirchen entsprechend Wasseradern ausgerichtet hat. Scheinbar war damals bereits Wissen verbreitet das heute eher der Esoterik zugeschrieben wird. Zumal das aufspüren von Wasser in meinen Augen eine ganz natürliche und überlebensnotwendige Fähigkeit ist, welche wir zugegeben heute kaum mehr brauchen.
Lange Rede kurzer Unsinn. Wenn man gewissenhaft ein Pendel einsetzt als Entscheidungshilfe in ganz persönlichen Angelegenheiten, gibt es dort irgendwelche Gründe die dagegen sprechen würden aus christlicher Sicht? Informationen dazu habe ich nicht gefunden, nur einige Seiten im Internet (meist eher sehr extreme Ansichten) legen alles was nicht explizit in der Bibel genannt wird als Verboten aus. Das Wort Pendel kommt in der Bibel genau 0 mal vor, obwohl es zu dieser Zeit bereits bekannt war. Unter gewissenhaft verstehe ich das einbeziehen der Funktionsweise, dem Wissen darüber das es nur eine weitere Option sein kann und niemals alleiniger Grund für Entscheidungen darstellen sollte.
Ich bedanke mich für Ihre Anregung zu dem Thema.
Christian Hofmann
Lieber Herr Hofmann,
Pendeln und Wunschelruten gehören in der Tat in den Bereich der okkulten Hilfsmittel. Was Sie im Hinblick auf das Pendeln beschreiben, nämlich dass imaginierte Bewegungen und daraus resultierende Muskelbewegungen den Ausschlag des Pendels bewirken, nennt sich Carpetenter-Effekt und dieser Effekt wird aus wissenschaftlicher Perspektive auch im Hinblick auf die "Wirkweise" der Wünschelrute angenommen. In der Vergangenheit ist häufig der Frage nach dem Zusammenhang von Wünscherutenausschlag und den Bodenverhältnissen nachgegangen worden, aber schon 1950 haben die Landesämter für Bodenforschung in der Bundesrepublik Deutschland eine Erklärung abgegeben, die besagt, dass ein Zusammenhang von Wünschelrutenausschlag und Untergrund nicht verifizierbar sei.
Interessant finde ich Ihre Frage, ob man nicht bei allem aufgeklärten Wissen über den Carpenter-Effekt ganz entspannt mit dem Pendeln umgehen könne und es einfach als ein Hilfsmittel verstehen könnte, um verborgene eigene Intuitionen zu bergen und sichtbar zu machen. Diese Perspektive ist insofern interessant, als sie ja das Pendeln völlig von einer vorgestellten Magie befreit. Für mich bleibt das Phänomen trotzdem nicht unproblematisch. Als Protestantin ist mir das eigene Gewissen für jeglische Entscheidungsfindung besonders wichtig. Wenn ich nun ein Pendel verwenden würde, hätte ich immer das Gefühl, ich würde diesem eigenen Gewissen nicht trauen und mich auf einen Gegenstand verlassen. Martin Luther hat mit seiner tiefen Überzeugung in Worms gestanden und gesagt: "Hier stehe ich uns kann nicht anders!" und nicht "Hier stehe ich und pendele es erstmal aus!" Für mich ist es so, dass das, was sie dem Pendel an Wirkung zuschreiben, ein menschliches Gegenüber viel besser leisten kann. Wenn ich schwierige Entscheidungen vor mir habe, rede ich mit guten Freunden. Auf diesem Weg kommen dann Intuitionen, die für mich vor dem Gespräch nicht wahrnehmbar waren ans Tageslicht. Die Auseinandersetzung mit Gott kann ebenso einen klärenden Charakter haben.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein wenig weiterhelfen mit meiner Perspektive auf Ihre Frage.
Herzlich
Katharina Scholl