Probleme mit dem Glaubensbekenntnis

Christrose
Gottesdienstablauf Zettel
© epd-bild/Jens Schulze

Hallo,

wenn ich das Glaubensbekenntnis bete, lasse ich immer eine Stelle aus, die für mich verwirrend und nicht glaubhaft ist und das ist: "Von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten". Ich glaube nicht, dass die Toten bis zu diesem Tag in einer Art Zwischenwelt leben oder wirklich bis zu diesem Tag völlig tot sind. Natürlich glaube ich an eine sofortige Auferstehung und was das Richten betrifft, habe ich auch meine Zweifel. Für mich ist Gott die allumfassende Liebe die dadurch alles versteht/verzeiht und deshalb nicht richtet. Warum sagt man das und wie lautet die Erklärung dafür?

Liebe Christrose,

ich finde es gut, dass Sie das Glaubensbekenntnis nicht einfach so abspulen, ohne sich etwas dabei zu denken! Wenn Sie mit einige Stellen Probleme haben, kann ich es gut nachvollziehen, wenn Sie die einfach „auslassen“. Natürlich gibt es Gründe dafür, warum im Glaubensbekenntnis steht, was das steht, aber die sind nicht immer gleich einleuchtend.

Zunächst einmal zu den Toten. Im Verständnis der Zeit, in der das Glaubensbekenntnis verfasst wurde, warteten die Verstorbenen tatsächlich auf ihre leibliche Auferstehung. Wie genau man sich jeweils diesen Zustand vorstellte, war verschieden, so wie es heute noch ist, denn schließlich weiß es niemand genau. Schon in der Bibel gibt es eher Spekulationen darüber, wie man sich das vorzustellen habe. Im Apostolischen Glaubensbekenntnis (also in dem, das Sie zitieren) wurde es so formuliert, dass klar sein sollte: Wir glauben, dass Jesus eines Tages aus dem Himmel zurück auf die Erde kommen wird, um über endgültig für Gerechtigkeit zu sorgen – und zwar nicht nur für diejenigen, die dann gerade leben, sondern für alle Menschen, selbst für die, die bereits gestorben sind.

Und mit der Gerechtigkeit sind wir schon beim zweiten Thema. Es geht beim „Richten die Lebenden und die Toten“ nicht darum, möglichst viele Leute zu verurteilen, sondern es geht darum, dass Gott endgültig für Gerechtigkeit sorgt. Ich habe das in einem Gespräch mit meinem Kollegen Claudius Grigat mal so formuliert: Ich stelle mir das Jüngste Gericht so vor, dass man dort mit den Konsequenzen des eigenen Handelns konfrontiert wird. Wir werden vollständig verstehen, was wir getan haben. Wir werden nicht bestraft, sondern wir spüren, was wir Gutes und was wir Schlechtes getan haben. Vielleicht haben Sie Lust und hören sich dieses Gespräch einmal an. Hier ist der Link.

Herzliche Grüße

Frank Muchlinsky

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