Warum ist nicht der Sabbat der Ruhetag?

Matthias Rietz
Kalender mit Smiley am Samstag und Sonntag
© Stadtratte/iStockphoto/Getty Images

Warum gilt für die evangelische Kirche nicht der 7. Tag, der Samstag, als Ruhetag, sondern der Sonntag. Die 7 Tags Adventisten haben dazu ein für mich plausibles Argument. Mich würde die Position der evangelischen Kirche interessieren. Zumal die Änderung durch die Papstkirche angeordnet wurde .

Lieber Herr Rietz,

ich möchte bei meiner Antwort am Ende Ihrer Frage beginnen, denn da ist etwas nicht richtig, das ich zunächst klarstellen möchte: Der Übergang von der Feier des Sabbats (7. Tag der Woche) zur Feier des Sonntags (1. Tag der Woche) vollzog sich in den christlichen Gemeinden weit bevor man von einer Papstkirche sprechen konnte. Die ersten Belege für eine regelmäßige Gottesdienstfeier am Sonntag reichen in den Beginn des 2. Jahrhunderts zurück. Die Didache ist eine frühchristliche Schrift. Dort steht: „Wenn ihr aber am Herrentag zusammenkommt, dann brecht das Brot und sagt Dank, nachdem ihr zuvor eure Übertretungen bekannt habt, damit euer Opfer rein sei.“ (Didache 14,1).

In den christlichen Gemeinden, die sich vorwiegend aus Menschen zusammensetzten, die vor ihrer Taufe nicht zum Judentum gehörten, setzte es sich also recht bald durch, sich am Tag der Auferstehung Jesu (also am 1. Tag der Woche) zu treffen und gemeinsam Gottesdienst und Abendmahl zu feiern. Von einer Papstkirche kann man allerdings erst ab Silvester I. (314–335) reden, denn der war Bischof von Rom, als Kaiser Konstantin dem Christentum Einfluss in Rom verschaffte. Kurzum: Der Sonntag, der „Herrentag“, wie er heute noch in mehreren Sprachen genannt wird (Dimanche auf Französisch, Domenica auf Italienisch), wurde früh zum wöchentlichen christlichen Gottesdiensttag.

Der Sabbat geriet entsprechend in den Hintergrund. So kam es auch, dass man am „Herrentag“ nicht arbeitete, um sich ganz auf die Feier konzentrieren zu können. Das Arbeitsverbot für den Sabbat ist wie viele andere Gebote durch andere Gebote sozusagen „überstimmt“ worden. Der „größte“ Feiertag der Christenheit ist Ostern, weil Gott dort sein großes Heilswerk vollbrachte, indem er Jesus Christus auferweckte. Das gilt dem Christentum mehr als der Sabbat. Wenn man es theologisch begründen möchte, könnte man sagen, dass mit Ostern Gott eine neue Schöpfung vollendet hat. Der Sabbat ist sozusagen von Gott verschoben worden. Es ist wie mit dem Essen von Tieren, die dem Judentum weiterhin als unrein gelten: Das Christentum hat die Bibel weiter interpretiert – immer mit dem Blick auf Jesus Christus.

Herzliche Grüße

Frank Muchlinsky

Fragen zum Thema

Liebe Marita,das ist eine spannende Frage. Die Antwort muss ein wenig ausführlicher…
Lieber Herr Lange,   Sie haben Recht: Das Evangelische Gesangbuch hat mittlerweile…
Liebe Janina,  ja, natürlich! Es gibt auf jeden Fall eine Möglichkeit von Ihrer…

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