Jemand gibt auf mich acht. Wer?

Anja Siemund
Behütet sein
© Cristina Conti/stock.adobe

Sehr geehrter Pastor,

mein ganzes Leben schon habe ich das Gefühl, das JEMAND auf mich acht gibt und mir Möglichkeiten zeigt auch mit schwierigen Situationen zurecht zu kommen. Da ich nicht getauft bin, stelle ich mir immer häufiger die Frage ob GOTT mir beisteht. Wäre dies möglich?

Eine weitere Frage, die ich mir in diesem Zusammenhang stelle ist, ob der Eintritt in die Kirche ein logischer Schritt ist um zu würdigen, was mir Gutes widerfahren ist. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie meine Frage beantworten können.

Herzlichen Dank.

Liebe Frau Siemund,

Was für ein schönes Gefüh, das Sie da beschreiben: Sich behütet und begeleitet zu fühlen tut Ihnen sicherlich sehr gut. Nun fragen Sie mich, ob es meiner Meinung nach Gott ist, den Sie da spüren. Wie Sie wissen, bin ich Pastor, und da liegt es natürlich auf der Hand, dass ich Ihren Jemand Gott nenne, weil ich mich ähnlich begleitet und behütet fühle, und für mich ist dieser Jemand tatsächlich Gott. Doch ob es bei Ihnen auch so ist, dass Sie sich – sozusagen unbewusst – von Gott begleitet fühlen, kann und mag ich nicht entscheiden.

Es kommt darauf an, wie Sie selbst den Jemand nennen, den Sie da spüren. Sie schreiben, dass Sie selbst sich immer wieder die Frage stellen, ob es vielleicht Gott ist, der Sie da begleitet. Das ist möglich, doch müssen Sie sich entscheiden, ob Sie Ihren Beistand Gott nennen wollen. Dann erst wird aus Ihrem Gefühl der Begleitung ein wirkliches Gegenüber. Ich würde Ihnen empfehlen – bevor Sie über eine Taufe und einen Kircheneintritt nachdenken – einmal zu versuchen, sich im Gebet an Ihren Begleiter zu wenden. Wenn Sie sich so wohl behütet fühlen, sind Sie dafür sicherlich dankbar. Versuchen Sie doch einmal, Ihren Dank in einem stillen Gebet an Gott zu richten, und spüren Sie, wie sich das anfühlt.

Vielleicht tut es Ihnen dann gut, eine Adresse zu haben, an die Sie sich wenden können, ein Gegenüber, Gott. Das Gute an dieser "direkten Adresse" ist nicht zuletzt, dass Sie sich eben auch dann an Gott wenden können, wenn Sie einmal nicht dieses Gefühl des Begleitetseins und Behütetseins haben sollten.

Über eine Kircheneintritt können Sie natürlich auch mit einem Pastor oder einer Pastorin gemeinsam nachdenken. Denn durch die Taufe kommt zu der persönlichen Gottesbeziehung auch noch die Beziehung zur Gemeinschaft der anderen Christinnen und Christen hinzu. Die ist unserem Glauben ebenso wichtig.

Ich freue mich für Sie und grüße herzlich!

Frank Muchlinsky

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