Du kannst keine Fehler machen?

Lisa
Mystisches fliegendes Buch Richtung Licht
Getty Images/iStockphoto/IsakHallbergPhoto

Liebes Team,

Ich bin zurzeit von den Aussagen des Buchs „Ein Kurs in Wundern“ sehr begeistert, allerdings oft nicht von der Art und Weise des Schreibens. Meine Ängste werden weniger und mein Vertrauen wächst durch Aussagen wie:

  • Du bist so wie Gott dich schuf.
  • Du bist völlig schuldlos.
  • Du kannst keine Fehler machen
  • Es ist Alles vorherbestimmt
  • Du hast keinen freien Willen
  • Du erfüllst nur Gottes Plan

Mich würde dazu sehr Ihre Meinung interessieren.

Liebe Grüße
Lisa

Liebe Lisa,

ich kann verstehen, dass Ihnen diese Aussagen gut gefallen und auch guttun. Es ist entlastend, wenn man gesagt bekommt: Mach dir keine Sorgen. Egal, was du tust, es ist ohnehin alles nach Gottes Plan. Aber solche Sätze entlasten, weil sie einem die Verantwortung für das eigene Handeln nehmen. Ist es tatsächlich das, was Sie möchten? Keine Verantwortung mehr für Ihr eigenes Tun zu haben?

Theologisch betrachtet, stimme ich auch lediglich dem ersten Satz zu.

„Du bist so, wie Gott dich schuf.“
Ja, genau. Mit all deiner Schönheit und mit all deinen Fehlern, mit all deinen Ecken und Kanten und all deinen Einschränkungen bist du von Gott gemacht und gewollt.

„Du bist völlig schuldlos. Du kannst keine Fehler machen.“
Nein. Im Gegenteil: Als Mensch kannst du gar nicht schuldlos durch das Leben gehen. Du wirst zwangsläufig in Situationen kommen, in denen du (egal, was du tust!) Schuld auf dich laden wirst. Das mag belastend klingen, aber es ist die wichtigste Erkenntnis der Reformation, dass Gott diese unausweichliche Schuld nicht nur vergibt, sondern dass man sich diese Vergebung auch nicht verdienen muss oder kann.

„Es ist Alles vorherbestimmt, du hast keinen freien Willen, du erfüllst nur Gottes Plan.“
Über den freien Willen hat man sich in der Theologie lange und viel gestritten. Aber selbst diejenigen, die vertreten, dass es keinen freien Willen gibt, meinen damit lediglich: Kein Mensch kann sich für oder gegen sein Heil entscheiden. Wenn es um aktuelle Entscheidungen geht („Soll ich oder soll ich nicht?“) gibt es absolut einen freien Willen. Absichtlich etwas Schlimmes zu tun und anschließend zu behaupten, das sei schließlich Gottes Plan gewesen und vorherbestimmt, ist nicht nur Gotteslästerung, es ist gefährlich. Mit der Begründung kann man auch zum Massenmörder werden.

Es tut mir Leid, wenn ich Ihnen hier ein paar lieb gewonnene Sätze zerstöre, aber wenn Sie Angst verlieren und Vertrauen aufbauen möchten, empfehle ich Ihnen eher, sich der Freundlichkeit und der Güte Gottes anzuvertrauen, der Sie eben nicht wegen Ihrer Fehler verdammt, sondern Ihnen freundlich lächelnd vergibt. Wie gesagt, dem ersten atz stimme ich zu: Wir sind alle, so wie wir sind, von Gott gemacht und – wichtige Ergänzung – geliebt.

Herzliche Grüße

Frank Muchlinsky

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