Leben mit einem kranken Kind

Elisabeth
Leben mit krankem Kind
© epd-bild/Stefan Boness/Ipon

Hallo Pastor Muchlinsky.

Ich hab eine persönliche Frage:
Wieso erschafft Gott kranke Kinder?
Ich hab ein schwerst behindertes Kind, das 24 Stunden gepflegt wird. Warum quält er solche Kinder, warum werden überhaupt solche Kinder erschaffen. Es ist mein erster Sohn, ich bekam ihn mit 20 Jahren und wusste nicht, dass mein Sonnenschein krank ist und in der weiteren Zeit sehr leiden würde. Jetzt geht es aber inzwischen.
Warum, warum, warum ???
Die Frage stelle ich mir schon seit 15 Jahren und kriege immer noch keine Antwort.

Liebe Grüße

Elisabeth

Liebe Elisabeth,

ich kann mir kaum vorstellen, wie sehr es Sie mitnimmt und belastet, dass Sie sich nun bereits 15 Jahre lang um Ihr behindertes Kind kümmern. Das ist bestimmt ein Kraftakt nicht nur für den Körper, sondern auch für die Seele und den Geist. Sie schreiben, dass sich ihr Kind mittlerweile nicht mehr so arg quält, und das ist sicherlich eine kleine Entlastung, aber Ihre Frage ist natürlich weiterhin da, und diese Frage quält nicht Ihr Kind sondern Sie selbst: Warum?

Warum ist das so? Muss das so sein? Will Gott das etwa so? Warum muss sich mein Kind so mühen? Warum muss ich mich so quälen? Ich verstehe gut, dass Sie das seit vielen Jahren umtreibt. Was ich hier tun kann, ist vielleicht nicht viel, aber ich kann Ihnen meine Sicht als gläubiger Mensch und als Pastor schreiben.

Zunächst einmal: Ich weiß nicht, warum Gott diese Welt so geschaffen hat, wie sie ist. Niemand weiß das, und wer Ihnen etwas anderes weismachen will, dem sollten Sie mit Zurückhaltung begegnen. Niemand kann sagen, warum es Krankheiten gibt. Wir alle können nur vermuten und letztlich akzeptieren, dass es so ist. Manche sagen: Krankheiten sind dazu da, dass wir uns um andere kümmern. Wieder andere sagen: Krankheiten gibt es, weil die Menschheit sich von Gott abgewendet hat. Ich glaube, Krankheiten gibt es, weil diese Welt, in der wir leben, eben keine schmerzfreie und perfekte sein soll. Ich glaube, Gott ist gerade darum unser Gott, weil er innerhalb dieser Welt, in der es Ungerechtigkeit und Leid und Krankheiten gibt, bei uns ist.

Sehen Sie, ich kann so gut verstehen, wenn Sie klagen und möchten, dass es aufhört. Aber ich sehe Gott gerade durch Sie handeln. Sie schreiben von Ihrem Kind als Ihr "Sonnenschein". Da steckt sehr viel Liebe in diesem Kosenamen. Sie lieben Ihr Kind, und Gott tut das auch. Ich weiß zumindest, warum Gott auch behinderte Kinder ins Leben bringt: Weil er auch diese Kinder – wie jeden anderen Menschen auf der Welt – liebt. Wenn es in der Bibel heißt, dass Gott den Menschen nach seinem Bilde schuf, also den Menschen sich selbst ähnlich machte, dann bedeutet das auch: Jeder noch so stark behinderte Mensch ist wie Gott. Gott ist selbst wie Ihr behindertes Kind.

Ich wünsche Ihnen, dass Ihre Liebe zu Ihrem Kind niemals aufhört. Gottes Liebe zu diesem Kind, da bin ich mir sicher, hört nie auf.

Mitherzlichen Grüßen

Frank Muchlinsky

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