Liebe Maja,
für Ihr Vertrauen in unser Frage-Team danke ich Ihnen. Mein allererster Gedanke, den ich beim Lesen Ihrer Frage hatte war: Pathologische - also krankhafte - Angst vor Gott? Vielleicht ist es gut, wenn Sie auf Abstand zum Glauben bleiben.
Christlicher Glaube ist manchmal wie eine Gebirgswanderung, die zwischen Felsen, Geröllfeldern und unter Gipfelkreuzen gefährlich wird, man kann ins Rutschen kommen. Ein Gebirge ist so mächtig, dass man es auch mit Abstand betrachten und als großartige Kulisse und Panorama bewundern darf. So ist das manchmal auch mit Gott. Vielleicht ist das, was Sie Buße und Reue nennen, so übermächtig geworden, dass es Sie daran krank wurden. Etwas Abstand zu nehmen heiß ja nicht, dass man sich vom Glauben abwendet, man sucht nur eine Perspektive, die einen nicht in Gefahr bringt.
Ihr Herz ist nicht verstockt, Ihr Weg durch den Glauben nimmt einen Umweg und Sie genießen das Panorama aus der Ferne. Was Sie "Verstockung" nennen, ist vielleicht ein neuer Anfang. Und am Anfang steht nicht das, was Sie krank gemacht hat, sondern das, was Sie genesen lassen kann. Ich denke an Gottes Gnade, die gewährt eine Einstieg in das Hochgebirge des christlichen Glaubens.
Hier endet meine Antwort mit einer Bitte: In unserer Evangelischen Kirche sind zahlreiche Geistliche Begleiter*innen tätig. Das sind Menschen, die Ihnen in einem vorher vereinbarten Zeitraum als eine Art Seelsorger*in in ihrer Gottesbeziehung helfen. Geistliche Begleitung unterstützt Sie in Fragen der Glaubens-, Lebens- und Alltagsgestaltung. In der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (einer Landeskirche der EKD) gibt es sogar eine Liste mit den als Geistliche Begleiter*innen ausgebildeten Personen. In der Katholischen Kirche wird Ihr Pfarramt Ihnen weiter helfen können. Der Weg durch ein christliches Leben ist auf Gemeinschaft angelegt, bitte versuchen Sie nicht alleine eine Bergtour im Glauben.
Bitte suchen Sie die Gemeinschaft in Ihrer Kirchengemeinde oder im Bistum, in dessen Bereich Sie leben. Und: Werden und bleiben Sie gesund.
Herzlich, Ihr Henning Kiene