Hallo Herr Muchlinsky
Ich bin 50 Jahre alt, verheiratet, 2 Kinder, Hausmann und 1967 evangelisch getauft. 1985 bin ich wegen schlechter Erfahrungen mit unseren Schulpastoren aus der Kirche ausgetreten. Seltsam, denn seither beschäftigt mich der Glaube mehr als zuvor. Leider ist meine Ehefrau von der Kirche allgemein sehr enttäuscht, so dass ein Wiedereintritt in die Kirchengemeinde für sie ein absolutes No Go ist. Da ich bei uns vor über 10 Jahren den Part als (unbezahlter) Hausmann übernommen habe, habe ich selbst nun kein Verdienst. Meine Frau ist selbständig und verdient dagegen sehr gut. Nun meine Frage: Ich würde sehr gerne wieder in die Kirchengemeinde eintreten. Allerdings stoße ich da bei meiner Frau (die meines Wissens dann ja meine Kirchensteuer begleichen muss) auf ziemlichen Widerstand und Unverständnis. Auf der einen Seite verstehe ich voll und ganz ihr Handeln und ihren Ärger, da sie mit der hiesigen (katholischen) Kirche wirklich sehr schlechte Erfahrungen gemacht hat und seit nun mehr über 20 Jahren sich gegenüber JEDER Religion verschlossen hat. Dies möchte ich natürlich akzeptieren und sie nicht gegen ihren Willen missionieren. Doch was bleibt mir dann für eine Möglichkeit? Ist es für mich möglich, einen Kirchen(wieder)eintritt auch OHNE meine Frau zu tätigen? Und wenn nicht, bleibt mir dann deswegen die Kirchengemeinde verschlossen? Wissen Sie....das doofe Geld ist bei uns ein großes Thema. Und wenn es eine Möglichkeit gäbe, einen bestimmten Betrag als sozusagen Kirchensteuer-Ersatz als monatliche Spende in jener Höhe zu tätigen, wäre das für mich eine Lösung!
Liebe Grüße
Ralf Brehm
Lieber Herr Brehm,
zunächst einmal: Ich freue mich sehr, dass Sie sich der Kirche wieder so deutlich zuwenden. Umso mehr bedauere ich, dass Sie Recht haben mit Ihrer Vermutung, dass Ihre Frau bei Ihrem Kircheneintritt auch Ihre Kirchensteuer zahlen würde. Die Logik dahinter ist die "gemeinsame Veranlagung" bei der Einkommensteuer, an die die Kirchensteuer geknüpft ist.
In den verfassten Kirchen wird die Mitgliedschaft ausschließlich übe die Kirchensteuer finanziert. Das führt zu der sicherlich etwas merkwürdigen Situation, dass manchmal die Ehepartner, die mit der Kirche nichts zu tun haben, über ihre Steuer die Mitgliedschaft ihrer Partner bezahlen. Andererseits: Alles Geld, das Sie ausgeben, ist ohnehin von Ihrer Frau verdient worden. Das würde auch gelten, wenn Sie regelmäßige Spenden zahlen. Vielleicht kann Ihre Frau – auch wenn sie selbst schlechte Erfahrungen mit der Kirche gemacht hat – Ihren Wunsch verstehen.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie einen guten Weg mit Ihrem Glauben, Ihrer Kirche und Ihrer Frau finden.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Muchlinsky