Sehr geehrte Frau Klee,
Ich wurde als Kind nicht getauft, weil meine Eltern dagegen waren. Ich hatte bisher keine Berührungspunkte mit der Kirche und kann mich nicht erinnern, jemals wirklich in einem Gottesdienst gewesen zu sein.
Nun, Mitte 20, setze ich mich aber vermehrt mit dem christlichen Glauben auseinander. Ich befasse mich mit der Bibel und denke viel darüber nach, wie dieser Gott zu uns Menschen steht und wie ich Gottes Wort nutzen kann, um ein guter Mensch zu sein. Ich meine schon, eine Beziehung zu Gott zu haben.
Jedoch bin ich wie gesagt nicht getauft. Dazu habe ich zwei bis drei Fragen:
1. Liebt mich Gott trotzdem?
2.1. Komme ich wegen meiner fehlenden Taufe in die Hölle, auch wenn ich mich redlich bemühe, ein guter Mensch zu sein? (Stichwort Erbsünde)
2.2. Was ist mit den Milliarden Menschen, die in anderen Kulturkreisen aufwachsen und die daher auch nicht getauft sind? Liebt Gott sie? Kommen sie wegen der fehlenden Taufe in die Hölle?
Vielen Dank im Voraus, alles Gute
Paula
Hallo Paula,
danke für Ihre Fragen!
Da bewegen Sie ja ganz gewichtige Themen und es ist gar nicht so leicht, darauf zu antworten.
Jesus sagt selbst: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich." (Joh 14,6) Das bedeutet also, dass der Weg zu Gott nur über den Glauben an Jesus Christus führt. Zeichen dieses Glaubens ist die Taufe. Wir werden auf Jesu Namen getauft, hinein in die Gemeinschaft der Gläubigen.
Aber natürlich haben Sie Recht: Wie sieht es dann mit denen aus, die nie von Christus gehört haben? Sind sie alle verdammt? Das sind gewichtige Fragen, die viele Theologen und Theologinnen lange bedacht haben. Sie kamen zum Teil zu unterschiedlichen Antworten. Bei Paulus heißt es im Römerbrief: „Gott hat alle in den Ungehorsam eingeschlossen, um sich aller zu erbarmen" (Röm 11,32) Das könnte darauf hindeuten, dass Gott am Ende aller Zeiten alle Menschen annimmt. Seine Gnade, seine Liebe ist größer, als wir es uns vorstellen können. So steht es auch im Alten Testament: „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.“ (1. Samuel 16,7) Wir können also darauf hoffen, dass Gott uns alle liebt. Und wir in seinem Reich aufgenommen werden.
Trotzdem ist es so, dass Gott das Böse ablehnt. Im Gericht werden wir Menschen geprüft und müssen Verantwortung für unsere Taten übernehmen. Außerdem können wir uns jeder Zeit gegen Gott entscheiden, da wir willensfrei sind. Wir können zu Gottes Gnade "Nein" sagen.
Noch ein abschließender Hinweis: In der frühen Christenheit wurden Menschen oft erst sehr spät im Leben getauft. Es steht Ihnen natürlich jederzeit frei, sich taufen zu lassen. In manchen Gemeinden gibt es dafür Erwachsenentaufkurse oder auch Glaubenskurse. Dort können Sie sich mit anderen über ihre Fragen austauschen.
Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihren weiteren Weg!
Beste Grüße,
Johanna Klee