Mein Mann hat mich mehrmals mit anderen Frauen betrogen. Er leugnet alles, schwöre auf den Koran. Ich habe kein Vertrauen mehr zu ihm. Ich liebe ihn trotzdem, aber jetzt bin ich krank. Er ist ein Narzisst und ich der Empath. Es fällt mir schwer, mich von ihm zu lösen. Ich dachte meine Liebe und Gebete können ihn heilen. Was kann ich tun?
Liebe Sabine, danke für Ihre persönliche Frage und Ihr Vertrauen.
Das klingt ja nach einer sehr belastenden Situation, was Sie da schildern. Ich höre aus Ihren Worten heraus, dass Sie Ihren Mann lieben, zugleich aber durch sein Verhalten sehr verletzt sind und ihm nicht mehr richtig trauen können, weil Sie sich von ihm hintergangen fühlen. Das scheint so weit zu gehen, dass Sie sich regelrecht "krank" fühlen und nach Wegen suchen, wie Sie diesen Zustand ändern können. Wie Sie selbst schreiben, fällt es ihnen schwer, sich von ihm zu lösen oder auch nur innerlich zu distanzieren. Das kann ich gut verstehen, denn Sie lieben Ihren Mann und wenn wir lieben, handeln wir oft nicht nur vernünftig, sondern werden von vielen verschiedenen Gefühlen hin- und hergeworfen, wissen manchmal nicht, was wir tun sollen und fühlen uns hilflos.
Ich höre außerdem heraus, dass es Sie vor allem kränkt, dass Ihr Mann es abstreitet, was Sie zu wissen glauben, oder wissen, nämlich dass er Sie betrogen hat. Vielleicht ist es eine Möglichkeit, noch einmal mit ihm zu reden und ihm darzustellen, welche Gefühle Sie empfinden: dass es Sie verletzt und belastet, dass Ihr Vertrauen so beschädigt wurde. Vielleicht gelingt es Ihnen, dabei nicht gleich vorwurfsvoll zu sein, sondern ihm die Chance zu geben, zu seinen Handlungen zu stehen und Ihnen zu erklären, wieso er sich so verhält, wie er sich verhält und ob er sein Verhalten ändern will und kann. Denn ich denke, eine Partnerschaft kann nur funktionieren, wenn sich beide Partner auf Augenhöhe begegnen und die Perspektive des jeweils anderen verstehen und respektieren. Das gilt insbesondere für Ihren Mann, bei dem Sie, wie Sie schreiben, nicht das Gefühl haben, dass er das tut. Es geht aber sicher auch um die Frage, ob Sie Ihrem Mann verzeihen können und selbst, wenn er sein Verhalten ändern würde, noch vertrauensvoll mit ihm zusammenleben könnten. Das ist Ihre persönliche Entscheidung, und ich wünsche Ihnen, dass Sie gut auf sich selbst hören und herausfinden, was Sie wollen. Wenn Sie für ein solches Gespräch Hilfe brauchen, können Sie sich zum Beispiel auch an eine kostenlose Beratungsstelle wenden. Die Diakonie betreibt an vielen Orten bundesweit Beratungsstellen für Ehe- Familien- und Lebensfragen, an die Sie sich, auch gemeinsam mit Ihrem Partner, wenden können. Manchmal hilft es, sich in einer solchen Konfliksituation, wie Sie sie schildern, eine "neutrale" Person als Vermittlung dazuzuholen. Alle Mitarbeitenden unterliegen natürlich der Schweigepflicht. Die Kontaktinformationen finden Sie hier.
Manchmal hilft allerdings in einer Situation, die eine Partnerschaft derart belastet, auch nur, sich aus dieser zu lösen und sich zu trennen. Ob das bei Ihnen so ist, kann ich aus der Ferne natürlich schwer beurteilen. Vielleicht haben Sie gute Freundinnen, denen Sie sich anvertrauen können und die Ihnen zur Seite stehen, oder Verwandte, die Sie stützen. Wichtig erscheint es mir vor allem, dass Sie sich gewiss sind, dass Sie selbst dieser belastenden Situation nicht einfach ausgeliefert sind, sondern sich dazu verhalten können und selbst Entscheidungen treffen.
In letzter Konsequenz kann das auch bedeuten, dass Sie sich trennen müssen. Aber das können nur Sie selbst entscheiden. Dass Sie im Gebet Ihre Not vor Gott bringen, kann Ihnen helfen, Klarheit zu gewinnen und Stärke, einen guten Weg für sich zu finden.
Ich wünsche Ihnen Mut und Kraft für den Weg der vor Ihnen liegt. Als Christin glaube ich, dass es immer wieder einen neuen Anfang geben kann, auch wenn wir uns im Leben manchmal in eine Situation verstrickt haben, die uns auswegslos erscheint, oder es sich herausstellt, dass eine Entscheidung falsch war. Dabei hilft es mir, auf Gott zu vertrauen, aber auch darauf, dass wir selbst es sind, die Entscheidungen treffen müssen und auch können.
Ich wünsche Ihnen ales Gute! Mit herzlichen Grüßen, Ihre Anna Scholz