Sehr geehrter Herr Muchlinsky,
an welchen Stellen im Gottesdienst ist es möglich und angebracht, sich zu bekreuzigen? Ich weiß, dass es im evangelischen Gottesdienst nicht so verbreitet ist, aber man darf es dennoch gern tun. Nur wann?
Vielen Dank vorab für Ihre Antwort.
Liebe Karina,
es stimmt: In evangelischen Kirchen ist es eher unüblich, sich selbst zu bekreuzigen. Stattdessen macht die Pfarrerin das Kreuzeszeichen mit der Hand. Das geschieht meistens an folgenden Stellen:
- Zur Begrüßung, wenn verkündet wird, dass man den Gottesdienst "im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes" feiert.
- Zum Segen am Schluss.
- Darüber hinaus wird das Kreuzeszeichen noch beim Abendmahl über Brot und Kelch gemacht.
Diejenigen Leute, die sich in einem evangelischen Gottesdienst selbst bekreuzigen, tun das am ehesten beim Segen. Einige tun es zusätzlich, sobald die trinitarische Formel gesprochen wird, also immer wenn "Vater, Sohn und Heiliger Geist" gesprochen werden. Das geschieht, wie gesagt, in der Begrüßung und als Schlussformel von Gebeten.
Für viele Menschen gilt das es als Zeichen der katholischen Kirche, wenn man sich bekreuzigt. Darum schauen sie ein wenig irritiert, wenn es in einer evangelischen Kirche geschieht. Andererseits ist es eine schöne Geste, die jedem Christenmenschen frei steht.
So heißt es ja auch in Luthers Morgensegen: "Des Morgens, wenn du aufstehst, kannst du dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sagen: Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen …"
Herzliche Grüße
Frank Muchlinsky